Etwa im Dezember 2000 wurde ich in die 2. Gruppe verlegt, wo ich Elektrogeneratoren schleppen musste. Das war schwere körperliche Arbeit und beeinträchtigte meine Muskeln sehr. Als ich ein Jahr später, im November 2001, schließlich entlassen wurde, war ich nicht einmal mehr in der Lage eine Ess-Schüssel zu halten. Vor meiner Entlassung musste ich zudem 2.000 Yuan an Beamte des ‚Büro 610' bezahlen.
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Am 11. März 2002 wurde ich von Polizisten der Abteilung Nr. 1 der Stadtpolizei in Changchun verhaftet und auf der Polizeistation in der Nähe von Caishenmiao, Stadtbezirk Nanguan, in einen Eisenkäfig gesperrt. Der Käfig war nur etwa 1,30 Meter hoch, so dass ich darin nicht aufrecht stehen konnte.
Am Abend des nächsten Tages wurde ich von den Polizeibeamten Gao Peng und Zhang Heng verhört. Sie fesselten mir die Hände mit Handschellen auf den Rücken und stülpten mir einen Leinensack über den Kopf. Den Sack zogen sie dann mit einem Seil am Hals fest zu. Ich konnte nichts sehen und nur noch schwer atmen. Dann schnürten sie mich eng zusammen und warfen mich in den Kofferraum eines Wagens.
Sie fuhren mich in die Berge, in die Nähe von Jingyuetan. Es war ein Ort, speziell zur Folter von \[Falun Gong] Praktizierenden und viele wurden hier zu Tode gefoltert. Herr Liu Haibo, ein Praktizierender und Hochschulabsolvent, wurde hier zu Tode gefoltert. Sie hatten ihn nackt ausgezogen und ihn gezwungen nieder zu knien. Die Wärter führten anschließend einen extra langen Elektrostab in seinen After ein und versetzten ihm unaufhörlich damit Stromstöße - bis er schließlich starb.
Herr Liu Yi, ein Arzt am Luyuan Krankenhaus, wurde auch hier zu Tode gefoltert. Soviel ich weiß wurden 23 Praktizierende hier ermordet. Ich kenne die Namen von vielen von ihnen. Man hat sie in einem großen Loch in der Nähe begraben. Eine hübsche weibliche Praktizierende, Xiang Min, sagte mir, nachdem sie zurück ins Gefängnis gebracht wurde, dass die Wärter sie dort vergewaltigt hätten und ihr gleichzeitig Stromschläge versetzten. Fast 30 Praktizierende wurden in der Zeit nach der Großfahndung in Changchun zu Tode gefoltert.
Polizisten brachten mich an den Ort in den Bergen. Nach zwei Stunden Fahrzeit etwa stoppte der Wagen. Mehrere Polizeibeamte zerrten an mir und stießen mich wiederholt. Ich taumelte hin und her. Sie schleuderten mich immer wieder gegen einen Baum. Die Polizisten sagten mir öfter, dass sie mich heute töten würden.
Nach mehr als zehn Minuten zu Fuß betraten wir ein Gebäude und liefen weiter bis wir in einen Raum kamen. Dort nahm man mir den Sack vom Kopf und jemand sagte: „Bereite Dich darauf vor, heute zu sterben. Niemand geht hier lebend heraus!"
Ich war in einem kleinen Raum von knapp 6 m². Es war ein kleiner Tisch darin, auf dem drei lange Elektrostäbe und ein Seil lagen und ein Bett stand darin. Das Bett war für die Polizisten zum Ausruhen, aber selbst wenn sie erschöpft waren, weil sie uns so gequält hatten, hörten sie nicht auf uns verbal zu beleidigen. Es war auch eine „Tigerbank" \[Folterbank] darin. Die Polizei hatte alles für die Folter vorbereitet.
Dann drückten sie meinen Kopf weit nach unten. Weil mein Oberkörper festgeschnallt war, hatte ich das Gefühl, mein Nacken bricht ab. Ich spürte schreckliche Schmerzen in meiner Brust und meinem Bauch. Ich hatte das Gefühl zu ersticken. Dann banden sie ein Seil an die Ringe meiner Fußgelenke und zogen daran, es waren unbeschreibliche Schmerzen. Gleichzeitig pressten andere Polizisten meinen Kopf weiterhin fest nach unten. Ich bekam heftige Krämpfe.
Diese grausame Folter wurde alle fünf Minuten wiederholt. Mein Schweiß, meine Tränen und Blut tränkten meine Haare und meine Kleidung. Die unerträglichen Qualen ließen mich immer wieder ohnmächtig werden. Dann überschütteten sie mich entweder mit kaltem oder siedend heißem Wasser, damit ich wieder zu Bewusstsein kam. Das heiße Wasser verbrannte meine verletzte Haut.
Nach vier Stunden Folter auf der Tigerbank war ich dem Tod nahe. Die Beamten stülpten mir einen Metallkübel über den Kopf. Jeder der sieben Männer zündete drei Zigaretten an und blies den Rauch unter den Eimer. Sie taten das mehr als eine Stunde lang. Ich erstickte fast und verlor mehrmals das Bewusstsein. Dann übergossen sie mich mit kaltem Wasser.
Bevor ich wieder ganz zu mir kam, verbrannten sie meine Augenlider mit den Zigarettenkippen. Die Schmerzen waren furchtbar. Irgendwann waren sie dieser Foltermethode satt und begannen stattdessen auf meinen Kopf einzuboxen. Das Blut rann aus meiner Nase und dem Mund. Ich verlor zwei meiner Vorderzähne und mein ganzes Gesicht schwoll stark an und verfärbte sich blau-schwarz. Sie durchstachen mir auch das Trommelfell beider Ohren mit einem Bambusstöckchen; ich konnte zwei Wochen danach nichts mehr hören. Gegen 2 Uhr morgens gingen die Polizisten schließlich schlafen, als sie von den Folterungen müde waren.
Während der 17 Tage in Polizeigewahrsam im März 2002 wurde ich dreimal an diesen Ort gebracht. Jedes Mal war die Folter schlimmer als zuvor.
Bei den letzten beiden Malen holten sie mich um Mitternacht aus der Zelle. Jedes Mal kamen sieben oder acht Polizeibeamte um mich an den Folterplatz zu schaffen. Wenn ich kurz davor war zu sterben, brachten sie mich wieder in die Zelle zurück. Die Polizei wollte verhindern, dass andere die Verletzungen und das Blut an meinem Körper sahen und so zogen sie mir einen dicken Pullover und Hosen an, doch das Blut drang trotzdem durch. Sie zogen mir noch mehr Kleidung an, aber das Blut drang immer noch durch.
Viele Falun Gong-Praktizierende konnten aufgrund der grauenvollen Atmosphäre und Sorge um die anderen nachts nicht schlafen. Alle, die auf der Liste des „Büro 610" standen, wurden täglich „verhört". Wenn es Zeit dafür war, fesselten sie uns die Hände auf den Rücken und zogen uns Plastiktüten über den Kopf. Wir wurden in Polizeifahrzeuge gebracht und in die Berge gefahren, wo sie uns folterten.
Nach der Folter war mein Gesundheitszustand bedenklich. Das Internierungslager Nr. 3 wurde getäuscht, so dass es mich am folgenden Tag aufnahm. Ich wurde \[schon bald] zur Untersuchung ins 3. Provinz- und Militärkrankenhaus gebracht. Der Arzt sagte, dass ich am ganzen Körper Verletzungen hätte. Am Nachmittag wurde ich zusammen mit Guo Shuaishuai in ein Gefängniskrankenhaus gebracht, wo ich weiter beobachtet wurde.
Im Krankenhaus wurden wir sofort ans Bett gebunden und man injiziierte uns unbekannte Medikamente. Noch heute sind meine Beine aufgrund dessen gefühllos. Ich spüre keinen Schmerz wenn man mit einer Nadel hineinsticht, und meine Füße sind immer kalt. Guo wurde über zwei Monate hinweg zwangsernährt; sie ließen den Schlauch die ganze Zeit in ihrem Hals stecken. Sie litt unsägliche Qualen.
Eine weitere Falun Dafa-Praktizierende, Jiang Yong, die zur gleichen Zeit wie wir festgenommen wurde, starb an einer ähnlichen Folter im Juni oder Juli. Auch Jiang wurden unbekannte Medikamente gespritzt. Jeden Tag entnahmen sie ihr große Mengen Blut. Jiang wurde immer schwächer und magerte ab, schließlich starb sie an der brutalen Zwangsernährung. Wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie man einen Menschen zu Tode gefoltert hat, es war furchtbar! Für Guo war die Zwangsernährung mittlerweile völlig unerträglich. Sie schluckte schließlich den Gummischlauch hinunter \[um die Qual zu beenden], obwohl er über einen Meter lang war. Die anschließenden Magenschmerzen waren so heftig, dass sie sich ununterbrochen auf dem Bett hin und her rollte. Der Gefängnisarzt hatte Angst, sie könnte der Außenwelt als Beweis dienen und deshalb hat man sie sogar noch schlimmer gefoltert.
Jeden Tag wurden wir nackt ausgezogen und Polizisten und männliche Gefangene starrten uns an, und missbrauchten uns, es war entsetzlich. Einer der Gefängnisärzte beispielsweise fasste Guos Intimbereich an, obwohl sie bereits unerträgliche Schmerzen erlitt. Einmal verschluckte Guo einen kleinen Löffel und der Arzt machte eine Operation um ihn wieder zu entfernen. Er machte einen unnötig langen Schnitt- von ihrer Brust bis weit unter den Nabel. Nachdem der Schnitt zugenäht war, schickten sie Guo nach Hause, um sie dort sterben zu lassen. Guo hat sich bis heute nicht wieder erholt.
Zhao Xiaoqin, die gemeinsam mit mir ins Gefängniskrankenhaus gebracht wurde, verlor das Bewusstsein aufgrund von Schlägen, die ihr Mitarbeiter des „Büro 610" zugefügt hatten. Einmal warfen sie sie die Treppe hinunter. Später hatte sie am Kopf eine Beule so groß wie eine Schüssel und ihr linker Arm war gebrochen. Man brachte sie ins Gefängniskrankenhaus. Der Arzt dort legte ihr einen Gipsverband an, der jedoch den ganzen Sommer über kein einziges Mal abgenommen oder gereinigt wurde. Der Arm begann zu eitern und Maden waren zu sehen. Zhao hat ihren Verstand verloren, so schrecklich waren die Misshandlungen; sie kann bis heute nicht sprechen. Sie kann nur noch unkontrolliert lachen oder weinen.
Ich habe viele solche unmenschliche Dinge gesehen.
Einmal wurden allen Frauen in Haft \[wegen ihres Glaubens an Falun Gong] nackt an ein Holzbrett gebunden, die Beine auseinander gespreizt. Man ließ uns 26 Tage lang in dieser Position. Die Erniedrigung, die wir durch Polizisten, Gefängnisärzte und männliche Gefangene erlitten, ist unvorstellbar!
Weil ich mich weigerte Falun Gong aufzugeben, entschieden die Behörden, mich ins Internierungslager Nr. 3 zu schicken. Allerdings wurde ich dort aufgrund meines schlechten Gesundheitszustandes nicht angenommen. Die Polizei wusste nicht was sie tun sollte. So begannen sie auf mich einzuschlagen und einzutreten und sie hingen mich fünf Stunden lang an eine Stahltür. Danach brachten sie mich ins Gefängniskrankenhaus zur weiteren Folter.
Wieder im Krankenhaus, trat ich in einen Hungerstreik, der 50 Tage andauern sollte. Einmal öffnete mir der Arzt mit einem Skalpell die Vene und verknotete ein Ende. Er stach eine Nadel ins andere Ende, mit dem Ergebnis, dass das Blut aufs Bett und den Boden spritzte. Meine Beine schwollen stark an und meine Füße zeigten Anzeichen von Wundbrand. Der Gefängnisarzt meinte, dass mein linkes Bein hinüber wäre. Jeden Tag wurden mir mehr als zehn Flaschen unbekannte Flüssigkeit injiziert.
Niemand kümmerte sich zu dieser Zeit um mich und so musste ich mich ins Bett erleichtern. Ich lag wochenlang in Urin und Kot. Das Leiden war unbeschreiblich."
(Wang Yuhuan )
Anmerkung: Frau Wang Yuhuan starb am 24. September 2007 aufgrund ihrer Verletzungen durch Folter in Polizeigewahrsam. Die Pressemittleiung über ihren Tod finden Sie hier: http://www.faluninfo.de/artikel/pressemitteilungen/1193882114.html