EpochTimes Deutschland - Renate Lilge-Stodieck - Berlin - Besuch aus Kanada hatte sich am Vorabend des 20. Juli in Berlin angesagt. Für Deutsche ist der 20. Juli seit 1944 ein bitteres Datum, schlug doch das Attentat auf Hitler fehl und wurde mit der Exekution der Attentäter in Berlin geahndet. Diejenigen, die damals umgebracht wurden, zählten zu den nachdenklichsten und mutigsten deutschen Köpfen, größtenteils Angehörige des deutschen Adels. Wobei man Adel in diesem Fall ganz ernst im Wortsinn nehmen darf. Und so ist es nicht nur ein bitteres Datum, sondern ein ermutigendes.
Für diejenigen, die sich zu den Praktizierenden von Falun Gong zählen, ist der 20. Juli 1999 ein ähnlich bitterer Tag, ob sie nun in Deutschland, in China oder in einem anderen Land leben. An jenem 20. Juli setzte nämlich der damalige Staatschef Chinas und Parteichef der herrschenden Kommunistischen Partei eine wüste Kampagne gegen die eigentlich harmlose und zur buddhistischen Richtung zählende Gruppe von Falun Gong in Gang. Verbreitung von Aberglauben war einer der abstrusen Vorwürfe, die der um seine Macht fürchtende Jiang Zemin erhob, ganz im Gefolge der tödlichen Kampagnen von Mao. Verhaftungen bei Nacht und Nebel, Bücherverbrennungen, Diffamierungskampagnen bis hin zu einer zu Propagandazwecken inszenierten vermeintlichen Selbstverbrennung, Folter und erzwungene Geständnisse – nichts war den Verfolgern zu niedrig, um damit gegen Falun Gong vorzugehen. Und nichts hat vermocht, Falun Gong auszulöschen.
Das alles währt nun schon seit zwölf Jahren und ebenso lange und ebenso friedlich wie von Anfang an, beschränkt sich Falun Gong gemäß seiner Lehre von Toleranz, Güte und Wahrhaftigkeit, mit Infoständen, Flyern und Gesprächen auf die Verfolgung aufmerksam zu machen. Öffentlichkeit im Ausland herzustellen, sehen sie als ihre einzige Möglichkeit, die sie dem Wahnsinn der Zwangsarbeit, Umerziehung und Folter in China entgegenzusetzen haben. In China läuft die Aufklärung von Mund zu Mund durch die Mutigen von Falun Gong, und so ist der 20. Juli für sie auch ein ermutigendes Datum.
Der Gast aus Kanada
Am Tag vor dem 20. Juli konnten die Berliner Praktizierenden in diesem Jahr den Gast aus Kanada begrüßen, der sich ihrer Sache in besonderer Weise annimmt. David Matas, Rechtsanwalt aus Winnipeg, spezialisiert auf Asylrecht und Menschenrechtsfragen, deckte 2006 gemeinsam mit David Kilgour, ebenfalls Jurist und ehemaliger kanadischer Staatssekretär, ein unglaubliches Verbrechen auf, das ebenfalls bis heute andauert und das an den Falun Gong-Praktizierenden in China verübt wird: Organraub.
Obwohl er und sein Kollege zunächst nicht an diese Vorwürfe glauben wollten, die ihnen berichtet wurden, fanden sie doch in vielen dokumentierten Telefongesprächen mit Transplantationsärzten in China heraus, dass man bei Bedarf in sehr kurzer Zeit Nieren, Herzen, Leber, Augenhornhäute und anderes in China erhalten konnte. Stammen die Organe von Falun Gong-Praktizierenden, gilt das wie ein besonderes Gütesiegel. Durch die gesunde Lebensweise ohne Zigaretten und ohne Alkohol und durch die fünf stärkenden Übungen gelten Falun Gong-Praktizierende als besonders gesund. Und sie sind wie eine „Organbank“ in den Arbeitslagern zur Verfügung. Geheim und ohne Rechte.
Matas und Kilgour kamen bei ihren Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass faktisch das gesamte Transplantationswesen Chinas den Tod von Gefangenen in Kauf nimmt, um einen lukrativen Organhandel zu betreiben. Für über 40.000 Transplantationen in den Jahren bis 2006, und inzwischen wurden es noch mehr, gibt es keine Nachweise über die Herkunft der Organe. Und es gibt kaum freiwillige chinesische Organspender, es widerspricht ihrer mentalen Einstellung.
„Beendet die Verfolgung sofort“
Über diese Tatsachen hatte David Matas am Nachmittag in der Humboldt-Unversität referiert auf dem „International Congress for Law and mental Health / Berlin 17. – 23. Juli 2011”. Als Ausblick dieses Vortrags sagte Matas: „Mehr und mehr Ärzte und Organisationen nehmen das Thema ernst und lassen sich nicht mehr durch Chinas ‚Erklärungen’ täuschen.“ Er und Kilgour wären in den letzten fünf Jahren in über 40 Ländern gewesen und in über 70 Städten. „Wir sind zwar nur zwei, da kann man nicht so viel schaffen; aber dafür, dass wir nur zwei sind, haben wir schon ganz schön viel geschafft“, so zog er am Abend Bilanz, als er im Nikolaiviertel in der Berliner Gedenkbibliothek für die Opfer des Kommunismus einen weiteren Vortrag hielt.
Am Abend des 20. Juli hielten die Berliner Praktizierenden eine Kerzen-Mahnwache ab vor der chinesischen Botschaft für ihre Edlen in China, die auch nach zwölf Jahren noch viele Millionen zählen, und für die Toten, die nicht vergessen werden. Weltweit gab es aus diesem Anlass Demonstrationen, Informationsveranstaltungen und Mahnwachen. Alle fordern sie unbeirrt, genau wie David Matas es ausdrückte: „Die Verfolgung von Falun Gong muss nicht morgen beendet werden, sondern heute, sofort.“
http://www.epochtimes.de/articles/2011/07/21/742892.html