Berlin (FDI) – Wenn von der Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden in China die Rede ist, so ist damit gemeint, dass Praktizierende willkürlich, d.h. ohne gesetzliche Grundlage verhaftet, in Polizeistationen, Gefängnissen, Arbeitslagern und Gehirnwäschezentren verhört, misshandelt und gefoltert werden, um sie damit zur Aufgabe ihres Glaubens zu bringen.
Sie sollen eine sogenannte Verzichtserklärung unterschreiben, wonach sie aufhören, die Falun Gong-Übungen zu praktizieren und die Bücher zu lesen. Weil sie Falun Gong-Praktizierende sind, riskieren sie, ihre Arbeitsstellen zu verlieren, oder dass in ihre Wohnungen eingebrochen wird und Gegenstände wie PCs, Drucker, sonstige moderne technische Geräte und Falun Gong-Bücher von Sicherheitskräften mitgenommen werden. Ihnen wird der Zugang zu Schulen, Hochschulen oder anderen Bildungsstätten verwehrt. Ihren Angehörigen wird mit dem Verlust des Arbeitsplatzes gedroht, oder sie werden gezwungen, sich von einem Falun Gong-Praktizierenden scheiden zu lassen. Häufig wird von Angehörigen auch Geld erpresst für medizinische Behandlungen, die durch Folterungen und Misshandlungen in Polizeigewahrsam entstanden sind, oder für den Aufenthalt eines praktizierenden Angehörigen im Arbeitslager oder einer anderen Inhaftierungseinrichtung.
Todesfälle von Praktizierenden bei der Verfolgung von Falun Gong bedeutet, dass Praktizierende aufgrund ihrer Verletzungen, die sie durch Misshandlungen und Folterungen in Gefängnissen erlitten haben, sterben. Häufig werden sie vor ihrem Tod nach Hause entlassen, weil die Gefängnisbehörden keine Verantwortung für den Tod eines Praktizierenden übernehmen wollen. Da viele Praktizierende bei einer Verhaftung ihren Namen nicht sagen, damit ihre Angehörigen keine Schwierigkeiten bekommen, kann oft nicht nachvollzogen werden, wo genau sich ein verschwundener Praktizierender befindet.
Seit Verfolgungsbeginn im Juli 1999 wurden 3537 Todesfälle infolge Folter und Misshandlung dokumentiert, die tatsächliche Anzahl dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Von Januar bis Anfang Mai 2012 wurden 44 weitere Fälle bekannt. Hier exemplarisch zwei Fälle zu deren Verdeutlichung:
- Frau Dr. Liu Deqing, Ärztin am Gesundheitshospital Hailun, begann 1996 mit dem Praktizieren von Falun Gong. Nach dem Beginn der Verfolgung im Jahr 1999 wurde sie zwei Mal zu Zwangsarbeit verurteilt. Sie wurde am 10. Dezember 2007 zum vierten Mal verhaftet und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Am 23. Juli 2008 wurde sie in die Abteilung Nr. 9 des Frauengefängnisses Heilongjiang in Harbin gebracht. In der Haft zwangen die Wachen sie, auf einem kleinen Hocker zu sitzen, der auf einer Kachel stand, mit den Händen auf den Knien, und so lange in dieser Haltung zu verweilen. Wenn sie sich über die Grenzen, die von der Kachel bestimmt wurden, bewegte, wurde sie grausam geschlagen. Diese Haltung wurde „Zustand-Militärposten“ genannt.
Nach weiteren Folterungen und nachdem ihr gewaltsam Medikamente verabreicht wurden, färbte sich ihr Stuhlgang schwarz und ihr Bauch schwoll immer mehr an. Weil das Gefängnis die Verantwortung für ihren Zustand nicht übernehmen wollte, wurde sie am 1. Februar 2011 abends um 23.30 Uhr in die Stadt Hailun zurück gebracht. Sie wurde nicht mehr gesund und verstarb am 27. November 2011.
- Herr Shi Yanwu, 40 Jahre alt, wurde am 28. Februar 2012 im Gefängnis von Shijiazhuang zu Tode gefoltert. Er wurde im März 2002 zusammen mit einem Mitpraktizierenden verhaftet, wobei Computer und andere persönliche Besitztümer im Wert von mehreren tausend Yuan beschlagnahmt wurden. Im Mai 2002 wurde er zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Im Haftzentrum wurde er unter anderem mit Gürteln und elektrischen Schlagstöcken brutal geschlagen, aufgehängt und mit Kochsalzlösungen zwangsernährt.
Seine Gefängnisstrafe wäre im März 2012 zu Ende gewesen. Am 27. Februar diesen Jahres erhielt seine Familie von der Gefängnisbehörde die Nachricht, dass er im Sterben liege. Am nächsten Tag, am 28. Februar, starb er, wobei die Gefängnisbehörde behauptete, er habe an hohem Blutdruck und einer Hirnstammblutung gelitten. Die Familie wurde gezwungen, einer sofortigen Einäscherung des Leichnams zuzustimmen. Als Entschädigung wurden Herrn Shis Familie 30.000 Yuan (ca. 3600 Euro) bezahlt.
Name Gestorben am
- Frau Zhou Guilan 29.03.2012
- Frau Wu Baimei 29.03.2012
- Herr Lin Penhui 10.03.2012
- Herr Li Xilu 09.03.2012
- Frau Zhu Yifang 06.03.2012
- Herr Shi Yanwu 28.02.2012
- Herr Wang Lixin 20.02.2012
- Herr Li Huabin 12.02.2012
- Herr Liu Xueming 11.02.2012
- Frau Zhou Suqiong 08.02.2012
- Frau Huang Yonggui 25.01.2012
- Herr Li Xenliang 25.01.2012
- Frau Song Caihong 15.01.2012
- Frau Zhao Bixu 14.01.2012
- Herr Tian Shichen Januar 2012
- Herr Gong Fangli 28.12.2011
Herr Liu Ruxing 25.12.201- Herr Pang Shikun 20.12.2011
- Herr Yu Donghui 17.12.2011
- Herr Wu Yihua 12.12.2011
- Frau Li Tingfang 07.12.2011
- Frau Zui Rong 01.12.2011
- Frau Jiang Jingping 30.11.2011
- Herr Li Shangrong 30.11.2011
- Frau Dr. Liu Deqing 27.11.2011
- Herr Fu Xinli 25.10.2011
- Herr Wu Songgang 10.09.2011
- Herr Hu Fengkui 07.07.2011
- Herr Feng Zhongliang 06.06.2011
- Herr Zhen Yuemin 26.04.2011
- Frau Zhen Shuhin Februar 2011
- Herr Yang Shucai 11.10.2010
- Frau He Wenjun Oktober 2010
- Frau Gao Qiyung 11.02.2010
- Herr Lu Yaoxue 09.01.2010
- Frau Wang Shuxia 05.06.2008
- Frau Xu Jiarong 13.05.2008
- Frau Wei Yanan 14.09.2007
- Herr Sun Peijie 19.08.2005
- Herr Zhu Shizhen 07.12.2004
- Herr Bei Wenming 03.09.2004
- Frau Yang Hongyan 29.07.2004
- Frau Yin Jinmei Nicht bekannt
- Herr Deng Fushou Anfang 2012