Zhiwen Wang ist einer der prominentesten Falun Gong-Praktizierenden in China und wurde 2014 nach 15-jähriger Haft entlassen. 1999 wurde der Familienvater nach einem landesweit im Fernsehen ausgestrahlten Schauprozess verurteilt, weil er Übungsgruppen von Falun Gong koordinierte, obwohl es kein „offizielles“ Gesetz gibt, das dies verbietet.
Nach seiner Freilassung hatte seine Tochter Danielle bereits beschlossen, ihn zu sich in die USA zu holen. Im Januar 2016 gelang es Herrn Wang überraschend, einen Pass zu beantragen.
Kürzlich flog die Tochter mit ihrem Mann nach China, um die nötigen Formalitäten zu erledigen. Zunächst klappte alles. Endlich zu dritt am Flughafen angekommen, zerschnitt ein Grenzbeamter vor der Ausreise den Pass: „Das Büro für öffentliche Sicherheit hat das Dokument für ungültig erklärt“, lautete seine Begründung.
Die Befreiung war damit gescheitert. Frau Danielle Wang war einem Zusammenbruch nahe. Sie und ihr Mann mussten in die USA zurückkehren und den Vater seinem Schicksal überlassen.
Sie schildert die Geschehnisse folgendermaßen: „Zwei Wochen standen wir unter hohem Druck und ständiger Überwachung durch uniformierte und nicht uniformierte Polizeibeamte, bis es uns endlich gelang, ein Ausreisevisum für meinen Vater zu bekommen. Als wir jedoch am Flughafen ankamen, behaupteten die Beamten bei der Grenzkontrolle, dass sein Pass ungültig sei. Sie gaben uns diesen erst zurück, nachdem sie eine Ecke abgeschnitten hatten. Damit machten sie in nur einer Sekunde alles zunichte, wofür wir monatelang gearbeitet hatten. Wir machen uns große Sorgen, wie es mit Vater jetzt weitergehen wird.
Diese Behandlung meines Vaters ist uns absolut unverständlich. Er ist fast siebzig Jahre alt und ein friedliebender und gütiger Mann. Nach fast zwei Jahrzehnten des Leidens sollte es ihm doch gestattet werden, in die USA auszureisen, um mit seiner Familie endlich ein wirklich freies Leben zu führen.“
In den vergangenen Jahren haben ausländische Regierungen und Menschenrechtsorganisationen immer wieder für seine Freilassung an die chinesische Führung appelliert. Seine Tochter Danielle setzt sich seit 17 Jahren für ihn ein und sagte 2013 zusammen mit Töchtern anderer Dissidenten vor dem US-amerikanischen Kongress aus.
„15 Jahre Gefängnis für den Glauben an Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht. Obwohl Herr Zhiweng Wang 2014 aus dem Gefängnis entlassen wurde, lebt er unter vollständiger Überwachung und Unfreiheit. Der ehemalige Präsident Chinas, Jiang Zemin und seine Handlanger setzen die Verfolgung weiterhin im Verborgenen fort“, sagt Waltraud Ng vom Falun Dafa Informationszentrum.
Die Falun Dafa-Praktizierenden in Deutschland fordern die chinesischen Behörden auf, über den Verbleib des Herrn Zhiwen Wang Auskunft zu geben, ihm umgehend einen neuen Pass auszustellen und seine Ausreise zu genehmigen. Überdies fordern sie die Bundesregierung und die Außenbeauftragte der Europäischen Union, Federica Mogherini, sowie die Europäische Kommission auf, gegenüber der chinesischen Führung auf eine Freilassung von Herrn Zhiwen Wang hinzuwirken.