13 Jahre Gefängnis – 21 Tage nach erneuter Haft gestorben

28.11.2018 Todesfälle

Frau Jin Shunnu fiel während ihrer Haft am 6. Oktober 2018 ins Koma. Weil sie mit Menschen über Falun Gong sprach, wurde sie vom chinesischen kommunistischen Regime verfolgt. 

Nachdem ihre Familie zu ihr ins Krankenhaus geeilt war, zwang die Polizei die Familie, eine Haftungsbefreiung zu unterschreiben, indem sie drohten, Frau Jin eine schwere Gefängnisstrafe zu verhängen, falls sie sich weigerten, zu unterzeichnen. 

Jin Shumnu

Frau Jins Mann und Tochter blieben vier Tage im Krankenhaus, aber sie kam nie wieder zu  Bewusstsein. Sie starb gegen 4 Uhr morgens am 10. Oktober. Ihr Körper wurde am selben Tag ohne Autopsie eingeäschert, und die vom Krankenhaus ausgestellte Sterbeurkunde besagte, dass sie an einem Schlaganfall starb. Sie wurde 66 Jahre alt.

Frau Jin wurde am 19. September 2018 in ihrem örtlichen Wohnkomitee-Büro verhaftet. Sie ging dorthin, um Dokumente zu beantragen, die für die Wiedereinsetzung ihrer Rente erforderlich sind, und die ausgesetzt worden war. Zuvor war sie 13 Jahre lang inhaftiert, weil sie sich geweigert hatte, auf Falun Gong zu verzichten.

Sie erklärte dem Büropersonal, dass ihre Inhaftierung wegen ihres Glaubens rechtswidrig sei, und dass ihre Rente nicht hätte ausgesetzt werden dürfen. Anstatt ihre erforderlichen Dokumente auszustellen, rief ein Mitarbeiter die Polizei. Beamte der Polizeiwache Xinhua kamen und brachten sie zum Gefängnis von Nangou.

Es war nicht klar, was mit ihr während ihrer kurzen Haft geschah, sodass sie das Bewusstsein verlor und Tage später starb.

Der Tod von Frau Jin kam nur dreieinhalb Jahre nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis.

Während Frau Jin zwischen 2002 und 2015 inhaftiert war, verbüßte ihr Mann, Herr Shen Shan, eine elfjährige Haftstrafe aufgrund ihres gemeinsamen Glaubens. Ihre Tochter, Frau Shen Chunting, wurde ebenfalls zu drei Jahren Zwangsarbeit verurteilt, weil sie Falun Gong praktiziert.

Im Jahr 2015 war die Familie schließlich wieder vereint, nur um dann drei Jahre später Frau Jin zu verlieren.

Fünfmal in drei Jahren verhaftet und in Polizeigewahrsam gefoltert

Frau Jin begann im Oktober 1997 Falun Gong zu praktizieren. Sie litt unter schweren gesundheitlichen Problemen, nachdem sie Opfer eines finanziellen Betrugs wurde und mehr als hunderttausend Yuan verloren hatte. Sie dankte Falun Gong dafür, dass es ihr geholfen hat, aus einer tiefen Depression herauszukommen und ihre Gesundheit wiederherzustellen.

Frau Jin wurde am 20. Juli 1999, dem Tag, an dem die Verfolgung von Falun Gong begann, zum ersten Mal verhaftet. Sie wurde zu sechs Monaten Zwangsarbeit verurteilt. Ihre Familie wurde gezwungen, 11.500 Yuan (ca. 1.500 Euro) zu zahlen, bevor sie am 7. Januar 2000 entlassen wurde.

Zwischen Februar 2000 und 2001 wurde sie dreimal verhaftet, was zu zwei weiteren Verurteilungen zu Zwangsarbeit führte. Als sie aus Protest gegen die willkürliche Inhaftierung einen Hungerstreik startete, wurde sie gefoltert und zwangsernährt.

Am 6. April 2002 wurde Frau Jin zum fünften Mal beim Verteilen von Falun-Gong-Material verhaftet. Während des Verhörs folterte die Polizei sie, indem ein Polizist auf einem ihrer Beine saß, während ein anderer Polizist ihr anderes Bein bis zum Kopf hochzog. Selbst nachdem sie von dem entsetzlichen Schmerz ohnmächtig wurde, setzten die Polizisten die Folter an ihren anderen Gliedmaßen fort. Sie war nicht in der Lage, sich zu bewegen, nachdem sie das Bewusstsein wiedererlangt hatte.

Dreizehnjährige Freiheitsstrafe

Sieben Monate nach ihrer Verhaftung wurde Frau Jin im November 2002 zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt und am 8. April 2003 in das Frauengefängnis Liaoning gebracht, ein höllisches Gefängnis, das für die Anwendung ungeheurer Foltermethoden bei Falun-Gong-Praktizierenden bekannt ist.

Elektroschocks

Nachdem die Gefängniswärter entdeckten, dass Frau Jin Falun-Gong-Schriften an andere Praktizierende weitergab, brachten sie sie in ein Büro, zogen ihren Oberkörper aus, gossen Wasser auf ihren Kopf und schockten sie mehr als zwei Stunden lang mit elektrischen Schlagstöcken.

Einmal schockten sie auch ihren Mund, der später voller Blasen war. Sie hatte Schwierigkeiten beim Essen und konnte monatelang ihren Mund nicht schließen.

Brutale Prügel

In einer Kampagne, die Falun-Gong-Praktizierende zur Aufgabe ihres Glaubens zwingen sollte, befahlen die Gefängniswärter den Häftlingen, sie zu schlagen.

Zwei Häftlinge zogen Frau Jins Unterwäsche aus und steckten sie ihr in den Mund. Dann hielten sie Frau Jin am Boden fest und traten auf sie ein. Ein anderer Häftling schlug ihren Rücken mit einer Kleiderstange und einem Gummiknüppel. Ihr Rücken war mit blauen Flecken bedeckt, und sie hatte Atembeschwerden.

Die Wachen lehnten ihren Antrag auf medizinische Behandlung ab, aus Angst, dass ihre Gräueltaten aufgedeckt würden.

Bevor sie sich erholte, zwang eine andere Wache sie, sich nach vorne zu beugen, und mit den Händen den Boden zu berühren, weil sie sich weigerte, die Gefängnisregeln zu rezitieren. Sie wurde gezwungen, mehr als eine Woche lang in dieser Position zu verharren. Ihr Gesicht und ihre Füße waren stark angeschwollen.

Entzug von Schlaf und Toilettennutzung

Neben der harten Arbeit und den Schlägen entzogen die Wachen Frau Jin auch den Schlaf. Sie durfte über einen längeren Zeitraum nur eine Stunde schlafen. Manchmal erlaubten die Wachen ihr nicht, die Toilette zu benutzen, so dass sie sich in die Hose erleichtern musste.

Aufgrund der intensiven, ununterbrochenen Folter entwickelte Frau Jin schwere Herzerkrankungen, Bluthochdruck und Nierenprobleme. Ihr Herz hörte 2013 sogar einmal auf zu schlagen.

Rente während der Inhaftierung ausgesetzt

Nach 13 Jahren Haft kehrte Frau Jin am 5. April 2015 nach Hause zurück. Sie hatte im Gefängnis das Rentenalter überschritten und die Frist für die Beantragung ihrer Rente verpasst. Sie erhielt nur 500 Yuan (ca. 65 Euro) Sozialhilfe pro Monat.

Während sie an ihren Rentenpapieren arbeitete, setzte das Sozialamt in Fushun City die Rentenleistungen für Menschen aus, die vor ihrer Pensionierung Haftstrafen verbüßt hatten. Frau Jin hatte seit letztem Jahr bei verschiedenen Regierungsstellen nach Wegen für ihre Rente gesucht, machte aber keine Fortschritte.

Ihre jüngsten Bemühungen, Belege beim örtlichen Wohnkomitee anzufordern, führten nur zu ihrer sechsten Verhaftung und letztlich zu ihrem Tod.

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