Die im November 2018 auf Spiegel online erschienene Reportage „Das dunkle System“ erzählt die Geschichte von drei chinesischen Bürgern, die im Herbst 2009 verhaftet und in das damalige Arbeitslager Xishanping gebracht wurden: Ein Elektriker, der sein Haus verloren hatte. Zusammen mit Verwandten und anderen Menschen aus seinem Dorf unterschrieb er eine Petition gegen die Zwangsumsiedelung und wegen zu geringer Entschädigung für ihre Häuser, die sie aufgrund des neugebauten Staudamms und des Stausees verlassen mussten. Ein Textilfabrikant, der einen kritischen Satz über den Bürgermeister im Internet postete. Und ein Lkw-Fahrer, der zur Selbstverteidigung einen Dolch besaß. In eindringlichen Bildern, Texten und Interviews werden ihre Erfahrungen im Arbeitslager beschrieben.
Die Reportage gibt Informationen zu den Haftbedingungen (z.B. Schlafentzug, Isolationshaft, Frühappell, zu heißes Essen zu schnell essen müssen, bis zu 14 Stunden arbeiten pro Tag), zu den Insassen-Gruppen (Tibeter, Uiguren, Falun-Gong-Praktizierende, andere Dissidenten), zur Macht-Hierarchie innerhalb eines Lagers sowie zum Bestrafungssystem und den Foltermethoden. Darüber hinaus werden Recherchen, Studien und Aussagen von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, der Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) oder der Laogai Research Foundation (LRF) zitiert.
Falun Gong kommt ebenfalls zur Sprache: Beschrieben wird unter anderem, dass manche Lagerleiter Mithäftlinge einsetzen, die Falun-Gong-Praktizierende foltern, um sie von ihrem Glauben abzubringen sowie die Folterung und Verletzungen einer Falun-Gong-Praktizierenden. Ebenfalls zur Sprache kommt der Fall eines Häftlings des berüchtigten Arbeitslagers Masanjia, der in der Verpackung von im Lager hergestellten und in die USA exportierten Halloween-Artikeln einen Hilferuf, das heißt einen Brief versteckte, der von einer Amerikanerin gefunden wurde. Diese veröffentlichte den Brief auf Facebook, wo er von mehreren US-Medien entdeckt wurde, was eine Lawine ins Rollen brachte. Aufgrund dieser Begebenheit entstand der Dokumentarfilm „Letter from Masanjia“.
Die Arbeitslager in China wurden von der chinesischen Regierung 2015 offiziell geschlossen. Mittlerweile gäbe es sogenannte „schwarze Gefängnisse“, Einrichtungen für Rechtskundeunterricht bzw. „Gehirnwäscheklassen“, inoffizielle Haftanstalten und psychiatrische Anstalten in denen missliebige Bürger, Dissidenten und Aktivisten inhaftiert werden.
Die Arbeitslager wurden nach und nach zu Drogenentzugszentren umgebaut. Auch dort gibt es Zwangsarbeit, und laut Reuters würden dort die gleichen Menschenrechtsverletzungen stattfinden, wie vormals in den Arbeitslagern: ""Nichts hat sich wirklich geändert", sagt Hubert Körper von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte. Die chinesische Regierung versuche, die "Weltöffentlichkeit zu täuschen"", so Spiegel online.
Die vollständige Reportage auf Spiegel online finden Sie unter:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/straflager-in-china-der-gebrochene-patriot-a-1231479.html