„Du musst diese Medikamente einnehmen, während du hier bist. Du darfst erst dann aufhören, wenn du nach Hause gehst.“ Diese Worte des Direktors des Frauengefängnisses 2 in Yunnan sind Liu Cuixian in Erinnerung geblieben. Nach jahrelanger Einnahme der Medikamente wurde sie nach acht Jahren Gefängnisaufenthalt freigelassen.
Die 65-jährige Liu aus der Stadt Kunming in der Provinz Yunnan wurde 2012 wegen der Verteilung von Informationsmaterialien über Falun Dafa [1] verhaftet. Mit Liu wurden drei weitere Frauen verhaftet: ihre Schwiegertochter Peng Yumei, Ran Xiaoman und Liu Xiaoping, die alle Falun-Dafa-Praktizierende sind.
Die vier Frauen wurden später zu bis zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
Falun Dafa kennengelernt
Nachdem Lius Mann 1993 an einem Stromschlag gestorben war, hatte sie Mühe, sich um ihre betagte Schwiegermutter zu kümmern und ihren damals 14-jährigen Sohn großzuziehen. Der Sohn wurde nach dem Tod ihres Mannes debil. Als sie 1997 auf die spirituelle Kultivierungspraxis Falun Dafa stieß, löste sich ihre Verzweiflung auf, da sie den Sinn des Lebens verstand.
Als das kommunistische Regime in China im Juli 1999 mit der Verfolgung von Falun Dafa begann, wurde sie jedoch überwacht, schikaniert, festgenommen und inhaftiert.
Nachfolgend finden Sie ihren persönlichen Bericht über die Geschehnisse bei ihrer dritten Inhaftierung.
Verhaftet und verurteilt
Am 20. Dezember 2012 verteilte ich in der Gemeinde Tuoan mit meiner Schwiegertochter und zwei weiteren Praktizierenden Informations-DVDs, als wir bei der Polizei angezeigt wurden. Sie verhafteten uns und beschlagnahmten das Auto meiner Schwiegertochter, unser Geld und unsere Falun-Dafa-Materialien.
Sie brachten uns zur Polizeistation, wo sie uns schlugen und traten. Dann fesselten sie uns mit Handschellen an Bäume, ohne dass wir etwas zu essen bekamen. Wir durften die Toilette nicht benutzen.
Am nächsten Morgen fuhr uns die Polizei zur Polizeidirektion Lufeng, wo sie uns den ganzen Tag verhörten. Dann brachte man uns in der gleichen Nacht in das Untersuchungsgefängnis.
Im Untersuchungsgefängnis wurde mir gesagt, ich solle meinen Fingerabdruck auf ein Dokument setzen. Ich weigerte mich. Also drückte die Polizei meine Arme auf den Boden und ein Beamter trat auf meinen Rücken, um meinen Daumen nach hinten zu ziehen, um so meinen Fingerabdruck zu bekommen. Ich strampelte und kämpfte, um aufzustehen. Sie bekamen meinen Daumenabdruck nicht. Dann legten sie eine Woche lang die schwersten Fußfesseln an meine Knöchel, was es unmöglich machte, nachts zu schlafen.
Am 31. Mai 2013 verurteilte das Gericht Lufeng meine Schwiegertochter und mich zu je acht Jahren Gefängnis, Liu Xiaoping zu zehn Jahren und Ran zu siebeneinhalb Jahren.
Als ich im Juni 2013 beschloss, gegen das Urteil Berufung einzulegen, folterten mich die Polizisten und die Angestellten des Büro 610. Auf diese Weise versuchten sie, mich dahin zu bekommen, dass ich mich schuldig bekenne. Schuldig, weil ich mich weigerte, meinen Glauben aufzugeben!
Am 10. Oktober wurde mir mitgeteilt, dass das Mittlere Gericht der Autonomen Präfektur Yi das Urteil bestätigt hatte.
Körperliche Bestrafung
Am 1. November 2013 wurden wir in das Frauengefängnis 2 in Yunnan gebracht.
Dieses Gefängnis ist für die Verfolgung von Falun-Dafa-Praktizierenden bestimmt. Ich wurde der Abteilung 9 zugewiesen, und schon gleich am Anfang mussten mich zwei besonders gewalttätige Häftlinge überwachen. Ihnen wurde gesagt, dass ihre Haftzeiten reduziert würden, wenn ich Falun Dafa aufgeben würde.
Mir wurde der Schlaf entzogen und ich durfte weder die Toilette benutzen noch Wasser trinken, wenn es nötig war. Mir wurde gesagt, ich solle das „Verbrechen“ aufschreiben, das ich begangen hatte, bevor ich Dinge für meinen täglichen Bedarf kaufen durfte.
Vier Monate lang musste ich über einen längeren Zeitraum auf einem kleinen Hocker mit unebener Oberfläche sitzen, was sehr schmerzhaft war. Einmal versuchte ich, den Schmerz zu lindern, indem ich mir ein paar Toilettentücher in die Hose steckte, aber die Häftlinge entdeckten es, als ich auf die Toilette ging, und maßregelten mich.
Im Gefängnis gezwungen, unbekannte Medikamente einzunehmen
Während ich im Gefängnis war, wurden mir unbekannte Medikamente injiziert und ich wurde gezwungen, dreimal am Tag zwei Pillen einzunehmen, die den Blutdruck senken sollten. Die zuständigen Beamten hatten zuvor dreimal meinen Blutdruck gemessen.
Vor der Einnahme der Pillen hatte mein Blutdruck 120/80 mmHg betragen. Manchmal war es 130/90 mmHg gewesen, aber das ist immer noch normal. Wenn mich die Häftlinge jedoch anschrien oder wenn ich Angst hatte, betrug mein Blutdruck 140/90. Das Gefängnis benutzte das als Vorwand, um mich zur Einnahme der Pillen zu zwingen. Das führte dazu, dass mein Blutdruck 150/90 mmHg oder 160/100 mmHg erreichte.
Ich konnte nicht verstehen, warum mein Blutdruck nach der Einnahme der Pillen, die sie mir gegeben hatten, gestiegen war. Außerdem wurde mir nach der Einnahme übel, weshalb ich versuchte, sie heimlich auszuspucken. Das konnte ich nicht allzu lange tun, denn die Häftlinge erwischten mich und meldeten es dem Krankenhausdirektor. Ich bekam wieder neue Pillen.
Während der Zeit, in der ich die Medikamente einnehmen musste, war mir sehr übel und ich erbrach manchmal bis zu 100 Mal an einem Tag. Ich hatte Schwierigkeiten zu schlafen, mir war sehr schwindelig.
Nach der Einnahme der Pillen überprüften die Häftlinge meinen Mund und ließen mich ein Formular zur Bestätigung unterschreiben, dass ich sie eingenommen hatte. Diejenigen, die Tabletten einnehmen mussten, mussten sich jeden Monat Blut abnehmen lassen, ich war nicht ausgenommen. Obwohl mein Gesicht anschwoll und ich mich nach der Einnahme der Pillen deprimiert fühlte, bestanden die Gefängnisbehörden darauf, dass ich sie weiterhin einnahm.
Die Insassen sahen, dass ich nicht mehr ertragen konnte, was mit mir geschah. Deshalb zwangen sie mich, eine Garantieerklärung zu schreiben. Als ich sagte, dass ich nicht wüsste, wie man sie schreibt, entwarfen sie eine für mich und ich musste sie unterschreiben. Ich unterschrieb das Dokument gegen meinen Willen. Hiermit erkläre ich feierlich, dass alles, was ich im Gefängnis geschrieben und unterschrieben habe, ungültig ist.
Nachdem ich die Garantieerklärung unterschrieben hatte, wurde ich zu Abteilung 4 überführt. Die Häftlinge dort waren nicht so schlimm. Nur ein Häftling war für die Verteilung der Pillen verantwortlich und bemerkte nicht, wenn ich sie ausspuckte.
Nachdem ich die Pillen ausgespuckt hatte, wurde mir nicht mehr übel und ich bekam wieder Energie. Auch mein Blutdruck normalisierte sich wieder. Allerdings musste ich meinen Blutdruck noch einmal im Monat messen lassen und jedes Jahr wurde mir Blut abgenommen.
Als ich einmal sah, wie der Häftling meinen Blutdruck als 100/70 mmHg aufzeichnete, bat ich darum, die Einnahme der Medizin einstellen zu dürfen. Das Krankenhausgefängnis weigerte sich jedoch und reduzierte nur die Anzahl der Pillen und die Häufigkeit, mit der ich sie täglich einnehmen musste.
Der Direktor des Gefängniskrankenhauses sagte zu mir: „Du musst diese Medikamente einnehmen, während du hier bist. Du darfst erst dann aufhören, wenn du nach Hause gehst.“
Infolgedessen war ich gezwungen, diese Pillen fast sechs Jahre lang einzunehmen, bis ich am 20. Oktober 2018 entlassen wurde.
Zwangsarbeit
Das Gefängnis zwang alle Häftlinge, von morgens bis abends wie Roboter zu arbeiten. Während meiner Haftzeit musste ich Pilze verarbeiten, Papiertüten falten, Kartons kleben, Kisten und Kartons verpacken und beladen. Das hohe Arbeitspensum belastete meinen Körper.
Am 8. Juni 2017 wurde ich in die Abteilung 8 versetzt, wo ich Pilze verarbeiten musste. Als ich allergisch gegen die Pilze wurde und nicht mehr arbeiten konnte, musste ich die Gefängnisregeln lernen und sie dann aufsagen, während mich zwei Häftlinge überwachten.
Als ich im Gefängnis war, stellte meine Familie bei den Wärtern den Antrag, nach Hause gehen zu dürfen, um meine bettlägerige und unheilbar kranke Mutter zu sehen. Die Wärter lehnten jedoch ihren Antrag ab. Am 8. August 2015 verstarb meine Mutter, ohne die Möglichkeit zu haben, meine Schwiegertochter und mich ein letztes Mal zu sehen.
Artikel veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion de.minghui.org