Bilanz erste Jahreshälfte 2020: 139 Falun-Dafa-Praktizierende wegen ihres Glaubens zu Gefängnisstrafen verurteilt

17.07.2020 Verhaftungen

Nach von Minghui.org gesammelten Informationen wurden im ersten Halbjahr 2020 insgesamt 139 Falun-Dafa-Praktizierende1 wegen ihres Glaubens zu Gefängnisstrafen verurteilt. 24 von ihnen waren 65 Jahre alt oder älter. Sie kamen aus allen Gesellschaftsschichten. Unter ihnen befanden sich Regierungsangestellte, Ärzte, Professoren, Buchhalter, Software-Entwickler und Marketing-Manager. Die Haftstrafen reichten von drei Monaten bis zu zwölf Jahren, mit einer durchschnittlichen Gefängnisstrafe von 3,43 Jahren. 

Im Januar wurden 45 Praktizierende verurteilt. Allein in der Provinz Liaoning waren es 13 Fälle (29 Prozent), in den übrigen 13 Provinzen jeweils zwischen 1 und 6 Fälle.

Als im Dezember letzten Jahres die Coronavirus-Epidemie ausgebrochen war, wurde Wuhan am 23. Januar 2020 unter Quarantäne gestellt, und der Rest Chinas folgte bald darauf. Die meisten Staatsanwaltschaften und Gerichte blieben während der Epidemie geschlossen und viele reguläre Fälle wurden zurückgestellt. Einem chinesischen Anwalt zufolge wurden dennoch Fälle von Bürger, die Informationen über die Epidemie preisgaben, oder von Dissidenten und Falun-Dafa-Praktizierenden weiterhin bearbeitet, manchmal sogar im Eilverfahren. Insgesamt wurden in den Monaten Februar, März und April jeweils 18 Praktizierende verurteilt, gefolgt von 15 Fällen im Mai.

Als das Land allmählich wieder geöffnet wurde, wurden weitere Urteile bekannt, so dass im Juni 25 Fälle zu verzeichnen waren.

Die zwischen Januar und Juni verurteilten Praktizierenden kamen aus 25 Provinzen und regierungsunmittelbaren Städten. In Jilin (15) und Tianjin (13) wurden in der ersten Hälfte des Jahres 2020 jeden Monat Verurteilungen verkündet. In Liaoning (20), Shandong (10) und Sichuan (7) wurden in vier Monaten der ersten Jahreshälfte ebenfalls Verurteilungen verkündet. In Hebei (14), Zhejiang (9), Hunan (6) und Anhui (4) kam es in drei Monaten zu Verurteilungen. 

Die Gerichte verletzten bei der Verurteilung der Praktizierenden häufig die Prozessordnung. Einige Praktizierende wurden im Geheimen verurteilt, ohne dass ihre Anwälte oder Familien davon wussten. Zwei Praktizierende aus der Provinz Hubei waren zwei Jahre lang ohne Kontakt zur Außenwelt in Haft, bevor sie im Geheimen zu schweren Strafen verurteilt wurden. Die Familie des männlichen Praktizierenden wusste zum Zeitpunkt dieser Berichterstattung immer noch nicht, wo er inhaftiert ist. Bei einer Bürgerin der Stadt Qinhuangdao in der Provinz Hebei fand ihre Gerichtsverhandlung am 6. April in ihrer eigenen Wohnung statt. Sie wurde eine Woche später zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

Einige Praktizierende wurden aufgrund von gefälschten Beweisen verurteilt. Ein Beispiel ist eine Designerin aus der Stadt Jinan in der Provinz Shandong, die zu zwei Jahren und drei Monaten verurteilt wurde. Aus den Beweisen der Staatsanwaltschaft ging hervor, dass sie im Juli 2019 in einem Wohngebiet Falun-Dafa-Informationmaterialien verteilt habe. Zu diesem Zeitpunkt war sie jedoch schon einen Monat in Haft. Ein pensionierter Lehrer in Sichuan wurde nach seiner Verhaftung im April 2019 von der Polizei durch das Gemeindegebiet gefahren. Die Polizei fotografierte ihn an verschiedenen Orten und beschuldigte ihn dann, dort Falun-Dafa-Informationsmaterialien verteilt zu haben.

Die meisten Verfahren gegen Praktizierende dauern in der Regel bis zu einem Jahr, bis sie abgeschlossen sind. Anders war es bei einer Tuchhändlerin in der Inneren Mongolei. Sie hatte mit Leuten über Falun Dafa gesprochen und wurde daraufhin verhaftet. Direkt an ihre Verhaftung anschließend wurde sie im März 2020 zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Eine andere Frau in Tianjin wurde Ende April 2020 im Geheimen zu sechs Jahren verurteilt, nachdem sie Anfang Februar 2020 verhaftet worden war.

Zusätzlich zu den Gefängnisstrafen wurden 36 Praktizierende zu Geldstrafen zwischen 1.000 Yuan und 50.000 Yuan (zwischen 130 und 6.500 EUR) verurteilt, zu insgesamt 370.000 Yuan (ca. 47.000 EUR) und durchschnittlich 10.278 Yuan (ca. 1.300 EUR) pro Person. Zwölf Praktizierende wurden mit einer Geldstrafe von 5.000 Yuan (ca. 650 EUR) oder weniger, zwölf mit einer Geldstrafe zwischen 5.000 und 10.000 Yuan (zwischen 650 und 1.300 EUR) und weitere zwölf mit einer Geldstrafe von 10.000 Yuan oder mehr belegt.

Die Verfolgung führte nicht nur zu einer erheblichen seelischen Belastung für diePraktizierenden selbst, sondern ließ auch ihre Familienangehörigen in großer Bedrängnis zurück.

In der Stadt Jiamusi in der Provinz Heilongjiang starb ein 82-jähriger bettlägeriger Mann qualvoll. Seine über 80-jährige Frau war zu der Zeit noch im Gefängnis, nachdem sie im Geheimen zu einem Jahr Haft verurteilt worden war.

Die Frau eines 74-Jährigen, der zu 8,5 Jahren Gefängnis verurteilt worden war, wurde zu sieben Tagen Administrativhaft [2] verurteilt, weil sie hatte Briefe an die Behörden geschickt hatte, in denen sie für ihren Mann Gerechtigkeit forderte.

Eine Bürgerin der Stadt Wuhu in der Provinz Anhui, wurde zu drei Jahren Haft verurteilt. Ihre Eltern, die beide über 80 sind und auf ihre Pflege angewiesen waren, mühen sich nun ab, allein zurechtzukommen.

Die Informationen über Verurteilungen wurden zwischen dem 1. Januar und dem 4. Juli 2020 gesammelt. Aufgrund der Informationssperre des kommunistischen Regimes ist die tatsächliche Zahl der wegen ihres Glaubens verurteilten Falun-Dafa-Praktizierenden wahrscheinlich sehr viel höher.

Die vollständige Liste der verurteilten Praktizierenden kann hier heruntergeladen werden. 

 

[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.

[2] Die Administrativhaft bezieht sich hauptsächlich auf das chinesische Arbeitslagersystem. Mit ihr können die Polizeibehörden einen verhafteten Menschen ohne Gerichtsverfahren bis zu 3 Jahren in ein Arbeitslager bringen.

 

Artikel veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion de.minghui.org

 

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