Der Twitter-Account einer Studentin der Universität von Nebraska wurde gehackt. Ihre alten Beiträge verschwanden und wurden durch Inhalte ersetzt, die Demonstranten in der demokratischen Bewegung Hongkongs diffamierten. Im Laufe der Zeit wurden die Beiträge aktualisiert und erörterten die Coronavirus-Pandemie, wobei sie sich wie zuvor eng an das Narrativ der Kommunistischen Partei Chinas hielten.
Mehr als 10.000 vergleichbare mutmaßlich gefälschte Twitter-Accounts hatten die Autoren eines Artikels in der Zeitschrift News Break seit August 2019 aufgespürt. Diese gehackten Konten waren an einer koordinierten Einflusskampagne mit Verbindungen zur chinesischen Regierung beteiligt. Sie wurden zur Verbreitung von Propaganda und Desinformationen über den Coronavirus-Ausbruch, die Proteste in Hongkong und andere Themen verwendet, die für die KP Chinas von Interesse sind. Die Besitzer dieser gehackten Konten kamen aus allen Gesellschaftsschichten. Der Autor des Artikels war in der Lage, mindestens ein Unternehmen dahinter zu identifizieren.
OneSight (Beijing) Technology Ltd. ist ein Internet-Marketing-Unternehmen mit Sitz in Peking und „hatte einen Vertrag zur Förderung der Twitter-Nachverfolgung von China News Service, der zweitgrößten staatlichen Nachrichtenagentur des Landes. Der Nachrichtendienst untersteht dem United Front Work Department, einem Arm der Kommunistischen Partei Chinas, das lange Zeit für die Einflussnahme auf Operationen im Ausland verantwortlich war.“
Dem Artikel zufolge arbeiten die Betreiber dieser Konten häufig zusammen. Sie bieten prominenten Twitter-Benutzern mit vielen Followern auch Zahlungen an, wenn sie bereit sind, Pro-KPC-Videos zu posten, – wie es ein ehemaliger chinesischer Dissident aus eigenem Erleben bestätigte.
Ein 52-seitiges Weißbuch des Cyber Policy Center der Universität Stanford analysiert 2020 wie die KP Chinas ihren umfangreichen Apparat einsetzt, um „sowohl ihr innerchinesisches Machtmonopol als auch ihren Anspruch auf globale Führung voranzubringen.“
Um das Narrativ in der internationalen Gesellschaft zu dominieren, hat die KP Chinas ihre Auslandsoperationen kontinuierlich ausgeweitet. Xinhua hat sich zu einer der größten Nachrichtenagenturen der Welt entwickelt, während das China Global Television Network Dutzende von ausländischen Büros und Sendungen in sieben Sprachen unterhält. Seit 2009 hat die Kommunistische Partei Chinas schätzungsweise mindestens 6,6 Milliarden Dollar für Propaganda im Ausland ausgegeben.
Im Vergleich zu vor 20 Jahren hat die KP Chinas heute entsprechend viel mehr Einfluss auf die öffentliche Meinung. Dazu gehören traditionelle Nachrichtenkanäle und verschiedene soziale Medienplattformen wie Facebook, Twitter und YouTube. Wang Liqiang, ein chinesischer Spion, der nach Australien geflohen war, erklärte, er habe sich an der Einmischung der Kommunistischen Partei Chinas in die Kommunalwahlen 2018 in Taiwan beteiligt, indem er unter anderem 200.000 gefälschte Social-Media-Konten erstellte.
„Big brother is watching you“ ist ein bekannter Slogan in dem Roman „1984“ des britischen Autors George Orwell. Im heutigen China hat die hochmoderne Zensur jedoch das, was im Roman beschrieben wurde, noch übertroffen. Von verschiedenen Social-Media-Plattformen bis hin zur Internet-Kontrolle, von allgegenwärtigen Überwachungskameras bis hin zu obligatorischen Gesichtsscans selbst bei der Benutzung öffentlicher Toiletten hat die Intensität der Überwachung und Kontrolle ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht.
Angesichts der Corona-Pandemie heißt es in dem Weißbuch „Aber das Verhalten der KP Chinas hat auch dazu beigetragen, die Bedrohung zu verdeutlichen, die China für die Sicherheit, den Wohlstand und das Wohlergehen anderer Länder darstellt. Die Vereinigten Staaten können es sich nicht länger leisten, China nur als einen weiteren Handelspartner zu behandeln.“