Als der Muttertag näher rückte, war ich tief berührt von den prächtigen Sträußen aus Nelken, Rosen und Schleierkraut auf den Straßen von New York City. Mein Herz war erfüllt mit dem wundervollen Bild meiner Mutter, Dong Baoxin. Ich wollte ihr unbedingt einen schönen Strauß aussuchen und schenken – auch wenn sie weit weg ist, im Himmel.
Überall auf der Welt wird der Muttertag gefeiert. Für mich ist er ein Tag der Leere und Trauer. Meine Mutter ist 2004 verstorben. Sie verlor ihr Leben infolge der Verfolgung ihres Glaubens an Falun Dafa1, einer spirituellen Meditationspraktik, die auf den Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht beruht und in China seit 1999 verboten ist.
An diesem 17. Muttertag seit dem Verlust meiner Mutter sagte ich innerlich zu ihr: „Mama, mach dir keine Sorgen. Ich bin auf der anderen Seite des Pazifiks in der freien Welt. Ich kann Falun Dafa frei praktizieren, ohne Angst haben zu müssen, verhaftet zu werden. Ich setze deine Mission fort, noch mehr Menschen über die Schönheit des Dafa und die Verfolgung zu informieren.“
Mein Bedauern
Als meine Mutter starb, war ich selbst auf der Flucht, um nicht von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) verhaftet zu werden, weil ich Informationsmaterialien über Falun Dafa verteilt hatte. Wegen der strengen Telefonüberwachung meiner Familie durch das Regime konnte ich meine Mutter nicht kontaktieren und wusste daher nichts über ihre Situation. Ich bedauerte, dass ich an ihren letzten Tagen nicht mit ihr sprechen konnte.
Gleich am ersten Tag, nachdem ich von der Vertreibung nach Dalian (einer Stadt in der Provinz Liaoning) nach Hause zurückgekehrt war, erfuhr ich, dass meine Mutter ein paar Monate zuvor gestorben war. Ich war am Boden zerstört. Meine ältere Schwester berichtete mir: „Mutter ist schon vor ein paar Monaten gegangen. Du bist damals untergetaucht und wir konnten dich nicht erreichen. Später befürchtete Vater, dass du zu traurig sein würdest, und wollte es dir deshalb nicht sagen.“
„Mama sah friedlich aus, als sie starb“, sagte meine Schwester und versuchte, mich zu trösten. Trotzdem konnte ich nicht aufhören zu weinen.
Der Segen von Falun Dafa
Meine Mutter hatte im Mai 1999 damit begonnen, Falun Dafa zu praktizieren. Sie litt an einem Dutzend Krankheiten, darunter Diabetes, Herzerkrankung, Arthritis und Nervenschmerzen. Die körperlichen Leiden machten sie reizbar, was unsere Beziehung erschwerte.
In der Hoffnung, die Schmerzen zu heilen, lernte meine Mutter ein Dutzend Qigong-Schulen. Aber keine linderte ihren Zustand. Ihre Diabetes-Erkrankung verschlimmerte sich, sodass sie fast arbeitsunfähig wurde. Ihr Leben war elendig – bis sie auf Dafa traf.
Meine Mutter schätzte diese noch nie dagewesene Gelegenheit, sich im Falun Dafa zu kultivieren. Jeden Tag machte sie die Dafa-Übungen und las aufrichtig das Zhuan Falun, das Hauptwerk von Falun Dafa. Sie verpflichtete sich, die Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht strikt zu befolgen, um sich auf diesem Wege charakterlich zu verbessern.
Auf unsere nachdrückliche Ermutigung hin ließ sich meine Mutter drei Wochen nach Beginn des Praktizierens umfassend im Krankenhaus untersuchen. Wie durch ein Wunder war ihre Diabeteserkrankung verschwunden und auch ihre Herzerkrankung war besser geworden.
Nachdem sie mit dem Praktizieren von Falun Dafa begonnen hatte, wurde meine Mutter nicht mehr wütend. Weder schimpfte sie auf Menschen noch warf sie mit Dingen um sich, um ihrem Ärger Luft zu machen. Sie wurde sanft, rücksichtsvoll und heiter. In unsere Familie kehrte wieder Glück ein.
Mein Vater war sehr glücklich über den großen Wandel meiner Mutter. Als sie krank war, ist er nachsichtig mit ihr umgegangen, war aber in diesen Jahren sehr bedrückt gewesen. Für meine Schwester und mich war meine Mutter nicht mehr die „Tyrannin“, die wir kannten und von der wir uns als Kinder immer fernzuhalten versuchten. Zu unserer Überraschung wurde sie eine echte Mutter.
Doch die glücklichen Zeiten währten nicht lang. Als die KPCh am 20. Juli 1999 die Verfolgung von Falun Dafa begann, wurden unzählige Familien von Praktizierenden zerrissen und zerstört. Auch unsere Familie wurde durch die Verfolgung auseinandergerissen und zerstört.
Verfolgung im Zwangsarbeitslager Wujiabao
Im Jahr 2001 produzierten und verbreiteten meine Schwester und ich Informationsmaterialien über Falun Dafa in unserer Stadt Dalian. Dort wurden wir gemeinsam mit unserer Mutter festgenommen. Unsere Mutter brachte man in das Zwangsarbeitslager Wujiabao, wo sie einer strengen Gehirnwäsche unterzogen wurde, weil sie Falun Dafa nicht aufgeben wollte.
Während der Gehirnwäsche musste meine Mutter zahlreiche Foltermethoden erdulden, was ihre Gesundheit schwer beeinträchtigte.
Schlafentzug
Eine der häufigsten Foltermethoden war Schlafentzug. Zwei Gefangene überwachten meine Mutter ständig, sie durfte nicht schlafen oder auch nur die Augen schließen. Wenn sie ihre Augen schloss, stachen die Häftlinge sie mit Zahnstochern.
Misshandlung
Jeden Tag wurde meine Mutter stundenlang misshandelt. Bei der Foltermethode, die als „Flugzeug fliegen“ bezeichnet wird, drückten die Wärter ihren Kopf nach unten, zogen ihre beiden Hände rücklings nach oben und drückten ihre Arme gegen die Wand. Wenn die Wärter mit der Körperhaltung meiner Mutter nicht zufrieden waren, beschimpften und schlugen die Wärter sie.
Einige Mitarbeiter der Gehirnwäsche-Einrichtung stießen meine Mutter auch in die Rippen und schlugen ihre Hände und Füße mit einem Brett. Sie quälten sie, indem sie ihre Fußsohlen mit den Fingern, einem Metalldraht oder einer Bürste kitzelten.
Durch die Folter wurde meine Mutter ganz dünn und schwach.
Lebensmittelvergiftung
Trotz aller körperlichen Foltermethoden blieb meine Mutter in ihrem Glauben standhaft. Sie weigerte sich, Dafa und Meister Li, den Begründer des Dafa, zu verleumden. Während des Laternenfestes (dem letzten Tag des chinesischen Neujahrsfestes) wurde ihr von den Wärtern Hühnchen für die sogenannte Feier angeboten. Aber nachdem meine Mutter das Hühnchen gegessen hatte, musste sie sich heftig übergeben. Sie litt unter Atemnot und hatte erweiterte Pupillen. Dann wurde sie bewusstlos. Obwohl sie zu einer Magenspülung ins Krankenhaus gebracht wurde, schwebte sie noch immer in Lebensgefahr.
Als meine Mutter an der Schwelle des Todes stand, benachrichtigte das Arbeitslager meinen Vater. Nachdem er eine Kaution gezahlt hatte, wurde sie zur medizinischen Behandlung freigelassen.
Das Leiden geht weiter
Zu Hause begann meine Mutter wieder, Dafa zu praktizieren, und erholte sich rasch. Dann fuhr sie mit einheimischen Praktizierenden nach Peking und appellierte für das Recht, Falun Dafa zu praktizieren. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens hielt meine Mutter ein Transparent über ihrem Kopf und rief den Besuchern aus der ganzen Welt laut zu: „Falun Dafa ist gut!“
An diesem Tag wurde meine Mutter mit anderen Praktizierenden auf dem Platz des Himmlischen Friedens verhaftet. Sie weigerte sich, der Polizei ihre Adresse zu nennen, und protestierte gegen die illegale Verhaftung mit einem Hungerstreik. Aufgrund ihrer schwachen körperlichen Verfassung kam sie am Abend frei.
Später wurden meine Schwester und ich wiederholt wegen unseres Glaubens festgenommen. Als wir zwei Jahre im berüchtigten Arbeitslager Masanjia verbrachten, war meine Mutter um unsere Sicherheit besorgt. Die psychische Belastung führte dazu, dass sich ihr Zustand verschlechterte.
Gleichzeitig suchten lokale Beamte sie häufig auf und schikanierten sie. Schließlich sah sich meine Mutter gezwungen, von zu Hause wegzuziehen. Sie tauchte unter und versteckte sich vor der Polizei. Die Schwierigkeiten, mit denen sie während der Vertreibung konfrontiert war, machten es ihr schwer, wieder gesund zu werden.
Am Ende unserer Haftzeit holte uns meine Mutter voller Hoffnung vom Gefängnis ab. Dort hieß es dann aber, dass wir nicht entlassen werden könnten. Meine Haftzeit wurde um vier Monate verlängert, die meiner Schwester um ein halbes Jahr. Das war ein großer Schlag für meine Mutter. Ihre Gesundheit verschlechterte sich weiter.
Als meine Schwester endlich freikam, war meine Mutter bereits bettlägerig. Ich wurde zu dieser Zeit aus dem Gefängnis entlassen, aber die örtliche Polizei schikanierte mich oft zu Hause. Um den Schikanen zu entgehen, sah ich mich gezwungen, meine Mutter zu verlassen und unterzutauchen. Meine Mutter litt sehr unter der Trennung und wurde schwerkrank.
Als meine Mutter starb, war ich weit entfernt – und hatte keine Ahnung, dass der wichtigste Mensch auf der Welt mich für immer verlassen hatte.
Mein Wunsch
Wie meine Mutter sind viele andere gutherzige Mütter wegen ihres Glaubens an Dafa ermordet worden.
Ich bin die einzige Überlebende unserer vierköpfigen Familie. Meine Schwester Yang Chunling und auch mein Vater Yang Zonghui starben im Jahr 2014.
Es ist mein Traum, dass ich am Qingming-Fest (chinesischer Gedenktag) den Staub vom Grabstein meiner Mutter abwische und eine Andacht mit einem Nelkenstrauß abhalten kann. Aber das ist nur ein Traum, denn die Verfolgung in China ist noch immer im Gange.
An diesem Muttertag wünsche ich meiner Mutter, dass sie im Himmel für immer glücklich ist. Mögen alle Kinder der Welt sich der mütterlichen Liebe erfreuen und möge jede Mutter diesen warmen und schönen Tag mit ihrer Familie feiern!
[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.
Artikel veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion de.minghui.org