Die Rolle des „Büro 610“ bei der Verfolgung von Falun Dafa am Beispiel der Provinz Heilongjiang

05.05.2022 Vergewaltigungen

Seitdem das chinesische kommunistische Regime am 20. Juli 1999 die Verfolgung von Falun Dafa1 einleitete, beteiligen sich die Behörden in der Provinz Heilongjiang sehr aktiv an der Verfolgungspolitik. Dadurch ist die Provinz die am stärksten betroffene im ganzen Land.

Während dieser 23 Jahre wurden insgesamt 4.776 Todesfälle von Praktizierenden gemeldet. Die Provinz Heilongjiang führt die Liste der Opfer mit 617 an. Das sind fast 13 Prozent aller Fälle.

Bei der Verfolgung spielt das „Büro 610“ eine zentrale Rolle. Von der öffentlichen Sicherheit bis zur Justiz, von Nachbarschaftskomitees bis zu staatlichen Unternehmen mobilisiert diese Behörde alle möglichen Kräfte, um Praktizierende unter Druck zu setzen. Wer sich weigert, seinen Glauben aufzugeben, wird festgenommen, inhaftiert, einer Gehirnwäsche unterzogen oder gefoltert.

Innerhalb dieser Zeitspanne waren besonders die fünf Personen in ihrer Funktion als Leiter des „Büro 610“ maßgeblich für die Verfolgung in der Provinz Heilongjiang verantwortlich, über die wir hier berichten.

Angaben zu den Tätern

 Zhang Jinfeng, geboren 1953 in Heilongjiang, war von 2000 bis 2010  Leiter des „Büro 610“ der Provinz.

Zhang Jinfeng

 

Guo Jianchen, der ebenfalls aus der Provinz stammt, wurde im Oktober 2004 zu Zhangs Stellvertreter ernannt. 2011 nahm er zusammen mit Sun Yongbo, dem Sekretär des Komitees für Politik und Recht der Provinz Heilongjiang – einer übergeordneten Behörde, die die öffentliche Sicherheit und die Justiz beaufsichtigt – am sogenannten „sektenfreien Provinztreffen zum Erfahrungsaustausch“ teil.

Shi Lanbo, Geburtsjahr 1958, war der dritte Leiter des „Büro 610“ in dieser Provinz. Er war auch als Direktor und stellvertretender Sekretär des Komitees für Politik und Recht tätig.

Shi Lanbo

 

Li Xiaojun, geboren 1963, war der Koordinationsbeauftragte des „Büro 610“ der Provinz Heilongjiang. Seit Mai 2012 ist er Vize-Direktor der Behörde.

Li Xiaojun

 

Liu Weiguo ist seit 2011 der stellvertretende Leiter des „Büro 610“ der Provinz Heilongjiang.

Liu Weiguo

 

Ausgewählte Verfolgungsfälle

Aufgrund der strengen Informationszensur durch die Kommunistische Partei Chinas kann hier nur ein kleiner Teil aller Verfolgungsfälle beschrieben werden.

 

Festnahmen und Verurteilungen

Im April 2002 verhaftete die Polizei in der Stadt Hegang innerhalb von sechs Tagen über 700 Praktizierende. Damals war Zhang Jinfeng der Leiter des „Büro 610“. Er brachte einige Praktizierende persönlich zur weiteren Verfolgung in das Drogenrehabilitationszentrum Harbin. 

Von sieben Praktizierenden, die 2004 festgenommen worden waren, erpresste er bekanntermaßen vor ihrer Freilassung Geld von deren Familien.

Li Min und seine Frau Du Xiuzhen aus der Stadt Harbin wurden am 10. März 2005 abgeführt und in die Gehirnwäsche-Einrichtung von Wuchang gebracht. Zhang und Qi Jiamin, der Leiter des „Büro 610“ von Harbin, kamen zweimal in diese Gehirnwäsche-Einrichtung und verlangten von Li, Falun Dafa aufzugeben, doch er weigerte sich. Später wurde Li zu acht Jahren Haft verurteilt. Im Jahr 2009 starb er im Gefängnis Daqing unter der Folter.

Am 13. November 2011 beteiligten sich über 100 bewaffnete Polizisten an einer Razzia in Harbin, bei der 56 Praktizierende, die sich in der Wohnung eines Praktizierenden versammelt hatten, festgenommen wurden. 36 davon wurden in Zwangsarbeitslagern interniert, sieben wurden zu Haftstrafen verurteilt.

Zwischen 7. und 28. Dezember 2011 wurden über 50 Praktizierende in Shuangcheng und Harbin verhaftet.

In den letzten Stunden des Jahres 2011 führten Polizisten in Harbin über 30 Praktizierende ab. Davon wurden knapp 20 zu Gefängnisstrafen verurteilt. Unter ihnen waren Zhang Shengguo und seine Frau Hou Yinghua, die mit jeweils neun Jahre Haft bestraft wurden. 

In Harbin und drei weiteren Kreisen wurden am Abend des 29. März 2013  nachweislich 61 Praktizierende festgenommen. Das Gericht verurteilte 14 von ihnen zu Haftstrafen von drei bis 13 Jahren.

Ebenfalls in Harbin wurden am 11. Juli 2015 über 80 Praktizierende in Gewahrsam genommen, von denen später gegen vier eine Freiheitsstrafe verhängt wurde.

Mindestens 29 Praktizierende wurden in der Zeit vom 31. August bis 13. Oktober 2017 in den Kreisen Yilan und Huachuang festgenommen; 14 von ihnen wurden später verurteilt.

Am 9. November 2017 nahmen Polizisten in Harbin 87 Praktizierende und in Daqing 61 fest. Verurteilt wurden mindestens 17 aus Daqing und 33 aus Harbin.

Weitere sieben Praktizierende wurden am 11. September 2019 von der Polizei im Kreis Tonghe abgeführt.

 

Gehirnwäsche und Propaganda

Im Laufe der Jahre hielten Zhang Jinfeng und Guo Jianchen häufig Vorträge an der Parteischule Heilongjiang. Sie brachten Regierungsbeamten unterschiedlicher Ebenen bei, wie sie Falun-Dafa-Praktizierende verfolgen können.

Vom 7. bis 17. September 2010 veranstaltete das „Büro 610“ Heilongjiang einen Qigong-Kurs im Frauengefängnis der Provinz, an dem auch Falun-Dafa-Praktizierende teilnehmen mussten. Auf diese Weise sollten sie zu anderen Qigong-Schulen „bekehrt“ werden.

Nachdem Shi Lanbo 2016 an einer Konferenz über „kreative Medienberichterstattung“ teilgenommen hatte,  veröffentlichte er häufig Berichte in verschiedenen Zeitungen, die Falun Dafa diffamierten.

2017 fanden in mehreren Städten in der Provinz öffentliche Ausstellungen statt, in denen Falun Dafa regelrecht verteufelt wurde, an der auch Shi teilnahm. Dabei wurden die Propaganda-Materialien dort  ebenso an Passanten verteilt. Im selben Jahr nahmen Shi Lanbo, Liu Weiguo und Li Xiaojun an einer Preisverleihung teil, bei der der „sektenfreie Landkreis“ ausgezeichnet wurde. 

Shi traf sich im Dezember 2017 sowie im Februar 2018 mit den Mitgliedern des „Büro 610“ auf Provinzebene. Dabei drängte er auf eine weitere Verschärfung der Verfolgungstaktik.

 

Die Gehirnwäsche-Einrichtung Wuchang

Die Gehirnwäsche-Einrichtung Wuchang, nach außen als „Rechtserziehungsanstalt“ getarnt, wurde im Jahr 2000 vom „Büro 610“ und dem Komitee für Politik und Recht eingerichtet. Sie wird von der Provinzregierung finanziert und befindet sich im Amt für Familienplanung der Stadt Wuchang. In dieser Gehirnwäsche-Einrichtung werden nicht nur Praktizierende der Provinz, sondern auch solche von außerhalb „umerzogen“.

Zhou Yongkang, von 2007 bis 2012 Sekretär des Zentralen Komitees für Politik und Recht, ordnete für den Zeitraum von 2010 bis 2012 einen Drei-Jahres-Plan zur „Umerziehung“ der Praktizierenden an. Daher ließen Zhang Jinfeng und Guo Jianchen Praktizierende  noch öfter verhaften und noch intensiver einer Gehirnwäsche unterziehen. Über zehn Gehirnwäsche-Einrichtungen wurden während dieser Zeit etabliert, darunter die berüchtigte Anstalt in Qinglongshan. Dort wurden im März 2014 Menschenrechtsanwälte gefoltert, weil sie sich für die Freilassung der Praktizierenden eingesetzt hatten.

 

Ausgewählte Todesfälle

Liu Jingming stirbt nach knapp zwei Monaten im Gefängnis

Liu Jingming wurde im Oktober 2006 zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Nach zirka 4 Monaten brachte man ihn im Februar 2007 ins Gefängnis Tailai. Als er sich dort der Gehirnwäsche widersetzte, begannen die Wärter, ihn ab 22.März zu foltern. Er starb drei Tage später im Alter von 39 Jahren.

Nach Angaben seiner Familie war sein Leichnam grausam zugerichtet. Die rechte Kopfseite war eingedrückt. An der Stirn, der rechten Augenbraue und der rechten Gesichtshälfte befanden sich lange Kratzspuren. Das Gesicht war geschwollen und voller Blutergüsse. In Nase und Ohren fanden sie Blut. Der Pullover und die Hose waren von Blut durchtränkt, während die Unterwäsche keinerlei Blutspuren aufwies. Im rechten Bein, das verdreht war, war ein Loch von 5 bis 6 cm Durchmesser. Beide Knie waren lila-blau angelaufen. Für Lius Familie war es offensichtlich, dass der Praktizierende zu Tode gefoltert worden war. Das Gefängnis hingegen behauptete, er habe Selbstmord begangen und sei in den Tod gestürzt.

 

Zhang Xiaochun stirbt durch Zwangsernährung

Zhang Xiaochun wurde im Januar 2001 festgenommen, weil er nach Peking gereist war, um für sein Glaubensrecht einzutreten. Aus Protest gegen die Verfolgung trat er über 20 Tage in den Hungerstreik und wurde dann freigelassen. Anfang Februar verhaftete die Polizei ihn erneut und brachte ihn ins Zwangsarbeitslager Fuyu. Nach einem neuerlichen Hungerstreik  ein paar Monate später, wurde er  zwangsernährt.

Ein Jahr später trat er in Fuyu abermals in einen Hungerstreik. Nach zehn Tagen starb der 43-Jährige an den Folgen der Zwangsernährung. Die Polizei ließ den Leichnam einäschern, ohne seine Familie zu informieren.

 

Sun Peichen zu Tode gefoltert

Der Mittelschullehrer Sun Peichen wurde am 26. Mai 2004 festgenommen. Die Polizei schlug ihm auf den Kopf, gegen die Brust und in den Unterleib. Mehrfach wurde Sun ohnmächtig.

Später verhängte die Polizei gegen den Praktizierenden drei Jahre Zwangsarbeitslager in Changlinzi, wo er häufig mit Elektroschocks gefoltert und sexuell misshandelt wurde. Einmal zog ihm ein Wärter die Hose aus und quetschte seine Hoden. Ein anderer Wärter schockte ihn mit einem elektrischen Schlagstock. Als die beiden Wärter müde wurden, ruhten sie sich aus. Danach quälten sie Sun mit Elektroschocks an den Genitalien und anderen empfindlichen Stellen weiter. Ein anderes Mal drückten sie ihn zu Boden und traten und stießen ihn mit den Ellenbogen brutal gegen Brust und Rücken. Sie zogen ihn sogar an seinem Penis hoch.

Der Wärter Zhao Shuang sagte einmal zu Sun: „Es ist in Ordnung, solange wir dich nicht töten. Selbst wenn wir dich töten würden, würden wir einfach ein Formular ausfüllen. Wir könnten es als natürlichen Todesfall melden. Immerhin gibt es im Zwangsarbeitslager eine Todesquote.“

Durch die Folter verlor Sun viele Zähne und bekam Atembeschwerden. Am 7. Juni 2006 wurde er dem Tode nahe entlassen. Er starb 20 Tage später am 3. Juli 2006 im Alter von 47 Jahren.

 

Hao Zhimei stirbt zehn Tage nach ihrer Festnahme

Hao Zhimei war eine pensionierte Lehrerin. Am 16. März 2005 wurde sie verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis gebracht. Während ihres Verhörs am Abend des 18. März bündelten Polizisten vier Zahnbürsten und stießen diese in Haos Vagina hin und her. Die 61-Jährige starb eine Woche später am 25. März. Als die Polizei ihre Familie über den Tod informierte, hieß es, sie sei an einem Herzinfarkt gestorben. Während der Beerdigung schotteten die Wärter den Leichnam dann so sehr ab, dass die Familie nicht einmal ein Foto machen konnte.

 

Lu Yuping stirbt an den Folgen der Folter im Gefängnis

2002 wurde Lu Yuping zu 14 Jahren Haft verurteilt und von da an im Gefängnis Tailai brutal gefoltert. Im Winter musste er in dünner Bekleidung barfuß durch den Schnee gehen. Die Wärter tauchten den Praktizierenden in einen Wasserbottich, der zur Reinigung von Wischmopps verwendet wurde. So klatschnass, ließ man Lu am geöffneten Fenster stehen, sodass er fror. Dann brachten die Wärter ihn zurück in die Zelle, wo er von Gefangenen getreten wurde. Er wurde manchmal an Strommasten gefesselt oder musste sich auf den gefrorenen Bürgersteig setzen. Ein anderes Mal befahlen die Wärter den Häftlingen sogar, ihn hochzuheben und wieder zu Boden fallen zu lassen.

Wegen der Folter zeigten sich bei Lu starke Funktionseinschränkungen an verschiedenen Organen, so dass er ins Gefängniskrankenhaus gebracht wurde. Doch auch dort befahlen die Wärter anderen Gefangenen, Lu weiterhin zu schlagen. Dabei wurden seine Nieren und ein Arm verletzt. Die beantragte Haftverschonung zur medizinischen Behandlung wurde zweimal vom „Büro 610“ und dem Komitee für Politik und Recht abgelehnt. Lu starb am 30. Mai 2009 mit 53 Jahren im Gefängnis. 

 

Xu Zhicheng stirbt elf Tage nach Festnahme an Zwangsernährung

Der Ingenieur Xu Zhicheng wurde am 23. September 2005 festgenommen. Vier Tage später brachte man ihn ins Untersuchungsgefängnis. Als er in den Hungerstreik trat, wurde er von den Wärtern zwangsernährt – üblicherweise mit einer ganzen Tüte Salz, die mit Sojapulver oder Maismehl vermischt war. Manchmal wurde er auch mit Salzwasser zwangsernährt. Xu starb elf Tage nach der Verhaftung am 3. Oktober 2005 mit 44 Jahren.

 

 

1Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.

 

Artikel veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion de.minghui.org

 

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