55-Jährige im kritischen Zustand nach Verhaftung und Zwangsernährung

09.09.2022 Folter

Die 55-jährige Tang Zengye lebt in der Stadt Daqing, Provinz Heilongjiang. Am 12. Juli 2022 wurde sie wegen ihres Glaubens an Falun Dafa1 morgens um 4:00 Uhr zu Hause verhaftet und ihre Falun-Dafa-Bücher beschlagnahmt. Die Beamten brachten sie ins Untersuchungsgefängnis Nr. 2 von Daqing, wo sie in den Hungerstreik trat. Die Wärter unterzogen sie daraufhin einer Zwangsernährung mit hochkonzentriertem Salzwasser. Obwohl Tang sich inzwischen in einem kritischen Zustand befindet, weigern sich die Wärter, sie freizulassen.

Frühere Verfolgung

Tang war früher Buchhalterin in der Ölförderanlage Nr.3 von Daqing. Da sie für ihren Glauben an Falun Dafa eintrat, wurde sie mehrfach verhaftet und in der Haft brutal gefoltert.

Für ihren Appell verhaftet

Am 1. März 2000 reiste Tang nach Peking, um für ihr Recht auf Falun Dafa zu appellieren. Sie wurde festgenommen und zurück in ihre Heimatstadt gebracht. Nach zwei Monaten Gewahrsam versuchte die Polizei, eine Verzichtserklärung von ihr zu erzwingen. Wenn sie ihren Glauben aufgeben würde, käme sie frei, hieß es. Tang weigerte sich jedoch.  Daraufhin zwangen die Beamten ihre Angehörigen, die Erklärung in Tangs Namen zu schreiben und 10.000 Yuan (etwa 1.460 Euro) zu zahlen. Danach wurde Tang freigelassen.

Ein Vierteljahr später, am 18. Juni 2000, nahmen Beamte Tang fest, weil sie die Falun-Dafa-Übungen vor ihrem Büro praktiziert hatte. Sie brachten sie ins Untersuchungsgefängnis Daqing. Die Polizei beschlagnahmte Tangs Bargeld im Wert von 600 Yuan (etwa 90 Euro). Dann zwangen sie Tang, sich mit vorgebeugtem Rücken an die Wand zu stellen, während ihre Arme nach hinten hochgezogen wurden. Später kam Tang für 52 Tage ins Gefängnis Taikang, dem sich gleich nochmals acht Tage im Bezirksgefängnis Sartu anschlossen.

Folter-Zeichnung: An der Wand stehen, während die Arme hochgezogen werden

Ende Oktober 2000 fuhr Tang abermals nach Peking, um für ihren Glauben zu appellieren. Auf dem Platz des himmlischen Friedens wurde sie erneut festgenommen und von Regierungsbeamten verprügelt. Als Beamte sie zurück nach Daqing bringen wollten, gelang ihr die Flucht. 

Zwei Monate später, am 30. Dezember 2000, reiste sie wieder nach Peking und wurde im Zug verhaftet. Zusammen mit 20 anderen Praktizierenden, die ebenfalls auf dem Weg nach Peking waren, wurde Tang in einen dunklen, feuchten Raum gebracht. Wer seinen Namen nicht preisgab, wurde in Handschellen gelegt, wobei ein Arm über die Schulter nach unten und der andere von der Hüfte nach oben geführt wurde (siehe Foto). Die Handschellen schnitten den Praktizierenden in die Handgelenke, was enorme Schmerzen verursachte.

Folter-Nachstellung: Hände hinter dem Rücken gefesselt

Die Polizisten hängten Tang an den Handgelenken auf, bedeckten ihren Kopf mit einer Daunenjacke und trampelten ihr auf den Füßen herum. Dabei schrien sie: „Wir werden dich zu Tode foltern, wenn du uns deinen Namen nicht sagst. Niemand wird zur Verantwortung gezogen werden. Wir werden deinen Tod einfach als Selbstmord deklarieren. Wir werden deinen Leichnam wie eine Maus entsorgen und niemand wird davon erfahren.“

Brutale Folter im Untersuchungsgefängnis

Später fand die Polizei Tangs Namen heraus und brachte sie nach Daqing zurück. Dabei konnte sie abermals fliehen. Um weiterer Verfolgung zu entgehen, tauchte sie unter und kehrte nicht mehr nach Hause zurück.

Sieben Monate später, am Abend des 3. Juli 2001, wurde Tang erneut festgenommen. Die ganze Nacht wurde sie auf der Polizeiwache Fuqiang unter Prügeln verhört. Am nächsten Abend brachten Beamte sie zum Untersuchungsgefängnis Daqing. Da sie auch dort die Falun-Dafa-Übungen praktizierte, wurde sie geschlagen und einen Tag lang an den Handgelenken aufgehängt. In den folgenden vier Tage fesselten die Polizisten sie an einen eisernen Stuhl und verhörten sie abwechselnd.

Aus Protest trat Tang in den Hungerstreik, woraufhin sie mehrmals zwangsernährt wurde. Jedes Mal erbrach sie dabei Blut. Der Arzt, der die Zwangsernährung durchführte, schlug ihr mit einer Schere ins Gesicht und beschimpfte sie, weil sie in den Hungerstreik getreten war.

30 Tage später wurde Tang ins Bezirksgefängnis Sartu gebracht. Während des dreiwöchigen Hungerstreiks wurde sie fast täglich brutal zwangsernährt. Da sie immer wieder viel Blut erbrach, ließ die Polizei sie schließlich frei. Die Beamten befürchteten, dass die Praktizierende in der Haft sterben könnte.

Nur zwei Tage später änderte die Polizei ihre Meinung und nahm Tang wieder in Gewahrsam. Aufgrund des andauernden Hungerstreiks der letzten Monate erfüllte sie jedoch laut ärztlicher Untersuchung nicht die körperlichen Anforderungen, so dass das „Drogenrehabilitationszentrum“, in dem sie inhaftiert werden sollte, ihre Aufnahme ablehnte und die Polizei sie schließlich freilassen musste.

Um weiterer Verfolgung zu entgehen, tauchte Tang erneut unter.

Drei Jahre Zwangsarbeit

Am 14. April 2022 verteilte Tang in einem Bus Informationsmaterialien über Falun Dafa. Dabei nahm ein Zivilbeamter sie fest. Er beschlagnahmte ihre Tasche, das Mobiltelefon, einen Pager (ein altes Funkgerät aus einer Zeit, bevor es Mobiltelefone gab) sowie über 1.000 Yuan (etwa 150 Euro) Bargeld. Die Polizeiwache des Bezirks Sartu richtete eine Sondereinheit für ihren Fall ein. Die Beamten hängten die Praktizierende an den Handgelenken an einem Heizungsrohr auf und verprügelten sie bis sie schließlich wieder Blut erbrach.

Am nächsten Tag brachte man Tang ins Bezirksgefängnis Sartu. Zwei Tage später verlegten die Behörden sie in das „Drogenrehabilitationszentrum“ Harbin, wo sie drei Jahre lang Zwangsarbeit verrichten musste.

Zusätzlich zur Isolationshaft wurde Tang dort ständig gefoltert, beispielsweise durch Elektroschocks, durch Stehen in qualvollen Positionen und Zwangsmedikation. Sobald sie in den Hungerstreik trat, wurde sie zwangsernährt. Da sie infolge der Zwangsernährung oft blutverschmiert war, ersparten sich die Wärter später den Weg zum medizinischen Behandlungsraum und drückten Tang direkt vor Ort zu Boden oder schleppten sie zur Toilette, um sie zwangsweise zu ernähren. Das erleichterte die Reinigung.

Einmal versetzte der Wärter Zhao Wei der Praktizierenden Elektroschocks im Gesicht und drohte ihr: „Ich bin gespannt, ob du es wagst, noch einmal in den Hungerstreik zu treten.“

Ein anderes Mal zwangen die Wärterinnen Tong Meiguang und Wang Yinghui die Praktizierende, stundenlang zu stehen. Sie untersagten ihr auch, die Toilette zu benutzen. Tang protestierte und rief: „Warum erlaubt ihr mir nicht, zur Toilette zu gehen?“ Daraufhin zerrten die Wärterinnen sie hinaus, fesselten sie an einen eisernen Stuhl, zogen ihr die Socken aus und stopften ihr damit den Mund. Als sie ihr später die Socken aus dem Mund nahmen, waren sie mit Blut befleckt.

Aus Angst, dass Tang in der Haft sterben könnte, gewährten die Behörden ihr schließlich Haftverschonung. Nachdem die Beamten 7.000 Yuan (etwa 1.000 Euro) von Tangs Familie erpresst hatten, ließ man sie frei.

Ständige Schikanen wegen ihres Glaubens

In den letzten 20 Jahren war Tang ständigen Schikanen ausgesetzt und wurde immer wieder verhaftet: am 6. März 2004, weil sie an der Beerdigung einer Praktizierenden teilnahm, am 23. September 2005 bei einer Razzia sowie am 2. April 2006 als sie bei sich zu Hause Malkurse gab.

Nach ihrer Festnahme im September 2006 fesselten die Wärter sie an einen eisernen Stuhl und öffneten das Fenster, sodass Tang kaltem Wind und Regen ausgesetzt war. Aus Protest gegen die Verfolgung trat sie wiederholt in den Hungerstreik, wurde zwangsernährt und brutal geohrfeigt. Eine Gefangene schlug ihr eine Metallschüssel auf den Kopf, die für die Zwangsernährung verwendet wurde, wodurch Tang wieder Blut erbrach.

Am 26. Februar 2010 und am 9. November 2018 erfolgten ebenfalls Festnahmen, bei denen Tang stets unter Schlägen verhört wurde.

 

[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.

 

 

Artikel veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion de.minghui.org

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