Frau Minghui Wang [Video]

09.11.2022 Familien und Kinder
Minghui Wang (Mitte) mit ihren Eltern bei einer Kerzenlichtmahnwache zum Gedenken an den 20-jährigen friedlichen Widerstand von Falun Dafa gegen die Verfolgung durch das chinesische kommunistische Regime, 20. Juli 2019, La Jolla, Kalifornien

Minghui Wang ist Studentin an der UC Berkeley. Sie hat eine bemerkenswerte Geschichte, für die sie in China getötet werden könnte, wenn sie sie laut erzählen würde.

Im Folgenden finden Sie einen persönlichen Bericht von Minghui aus dem Jahr 2019. Nachdem ihr Vater 2007 verhaftet worden war, wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und musste unzählige Folterungen über sich ergehen lassen, die Narben am ganzen Körper hinterließen. Auch Minghui und ihre Mutter wurden von den Behörden überwacht, was den Arbeitgeber ihrer Mutter verängstigte und dazu führte, dass diese entlassen wurde. Nachdem Minghuis Vater 2011 mit gefährlich hohem Blutdruck entlassen wurde, floh die Familie nach Thailand und erhielt 2013 Asyl in den USA.

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„Vor ein paar Tagen alarmierte mich mein iPhone, dass ein möglicher Hacker in Kunming, Provinz Yunnan, China, versucht hatte, auf mein Konto zuzugreifen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich geriet in Panik, nicht etwa, weil mein Telefon voll von streng geheimen Daten ist. Es war der Name Kunming, der mir sofort ein Gefühl von Druck verursachte. Und schon kamen mir die unangenehmen Erinnerungen an die Zeit von vor fast zehn Jahren, als meine Familie in einer waghalsigen Flucht die Grenze von China nach Myanmar überquerte und mir gesagt wurde, ich solle ein letztes Mal die atemberaubende chinesische Landschaft genießen, solange ich das noch könne. 

Meine Eltern und ich praktizieren Falun Dafa1, eine alte chinesische Meditationspraxis, die in den 1990er Jahren in China über 70 Millionen Anhänger hatte. Die Kernprinzipien von Falun Dafa sind „Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht“. Mit Hilfe dieser Prinzipien lebte unsere Familie immer in Harmonie.

Die Atmosphäre in China war jedoch nicht so friedlich. Im Jahr 1999, dem Jahr vor meiner Geburt, wurde ein Befehl zur Ausrottung unseres wohlwollenden Glaubens erlassen, und die kommunistischen Behörden setzten ihn mit allen Mitteln um. In den chinesischen Medien wurde Falun Dafa als „dämonisch“ bezeichnet, und die Polizei verhaftete jeden, der den Menschen die Tatsachen erklärte. Außerdem wurden zahllose Falun-Dafa-Praktizierende, die sich weigerten, ihren Glauben aufzugeben, in Gefängnisse und Arbeitslager verbannt.

Die Mehrzahl der Praktizierenden, darunter auch meine Eltern, blieb jedoch aktiv. Im Laufe der Jahre wurden meine Eltern wegen ihrer Beharrlichkeit, Falun Dafa zu praktizieren, mehrmals in Gehirnwäsche-Lagern inhaftiert.

Was meine Kindheitserinnerungen angeht, so sind sie immer bitter gewesen.“

Vater verhaftet 

„Eines Tages im Jahr 2007 kam ich nach Hause und fand ein verwüstetes Wohnzimmer vor, wo überall auf dem Boden Papiere und Bücher herumlagen. Ein Nachbar erzählte mir, dass mein Vater an diesem Tag in Handschellen nach Hause gebracht worden sei, gefolgt von vier Beamten, die seine Schlüssel nahmen, das Haus betraten und ohne die Zustimmung meines Vaters nach Falun Dafa-Materialien suchten und diese beschlagnahmten. 

Ich hörte oft Nachrichten über Praktizierende in ganz China, die auf mysteriöse Weise im Gefängnis starben. So verstand ich, was meinem Vater jetzt bevorstehen könnte. Ich war damals erst sieben Jahre alt. Während andere Mädchen in meinem Alter mit ihren Barbiepuppen spielten, lebte ich unter ständigem Druck und machte mir jeden Tag Sorgen um das Leben meines Vaters. Aber wenigstens wussten wir, wo mein Vater inhaftiert war. In vielen Fällen wurden die Familien darüber nicht informiert.

Nicht lange nach der Verhaftung meines Vaters begann ich, ihm zu schreiben. Ich erzählte ihm von unbeschwerten Dingen wie meinen Ausflügen in die Schule oder dem Kochen eines gewöhnlichen Gerichts ohne die Aufsicht meiner Mutter. Er schrieb mir sofort zurück, mit den interessantesten Geschichten und den besten Ratschlägen. Nur so konnte er seiner Rolle als Vater unter diesen Umständen gerecht werden. Diese Momente, in denen ich die Briefe meines Vaters las, waren so herzerwärmend für mich. Aber ich wusste auch, dass mein Vater diese Briefe wahrscheinlich nachts nach einem langen Tag der Zwangsarbeit oder während seiner „erholsamen“ Stunden zwischen verschiedenen Arten von unmenschlichen Folterungen schrieb.

Ich hatte in der Tat recht. Nur dass mein Vater weit mehr ertragen musste, als ich mir je vorstellen konnte. Er erzählte uns später, dass die Gefängniswärter sehr kreativ waren, ihn zu quälen, um ihn dazu zu bringen, seinem Glauben abzuschwören. Sie wendeten viele verschiedene Foltermethoden an, die zu schmerzhaft waren, als dass er sie beschreiben könnte, aber sie sind alle an den Narben zu erkennen, die sie an seinem Körper hinterlassen haben. Ein durchschnittlicher Mensch würde diese Situation nicht länger als einen Tag aushalten, doch er musste sie eineinhalb Jahre lang ertragen.

Später erzählte er meiner Mutter, dass meine Briefe und sein Glaube an Falun Dafa das Einzige waren, was ihn davor bewahrt habe, körperlich und geistig zusammenzubrechen.

Ich weiß nicht, wie es ist, im Alter von 42 Jahren seinen Job, seine Gesundheit, seinen Ruf und seine Freiheit zu verlieren, nur weil man einem Glauben an „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ folgt. Aber mein Vater hat das alles unter dem bösartigen chinesischen Regime erlebt.“

Überwachung, Armut und Propoganda 

„Das Leben der Falun Dafa-Praktizierenden war auch außerhalb der Gefängniszellen nicht gerade sorgenfrei. Während mein Vater illegal inhaftiert war, musste meine Mutter zwei Jobs annehmen, um mich großzuziehen. Sie stand morgens um fünf Uhr auf und ging gegen zwölf ins Bett, damit sie genug Zeit hatte, ihre Arbeit zu beenden. Aber selbst dann nahm sie sich noch viel Zeit für mich. Sie korrigierte jeden Tag meine Hausaufgaben und achtete darauf, dass ich in der Schule gut abschnitt. Sie nahm an jedem Elternabend teil und ging zu jedem Klassenfest. Meine Mutter verließ sich so sehr auf das wenige Geld, das sie verdiente, dass sie nie merkte, wie leicht es ihr weggenommen werden konnte.

Seit der Verhaftung meines Vaters überwachten zwei Männer von der örtlichen Polizeistation jede Aktivität meiner Mutter. Sie hielten sich im Umfeld ihres Arbeitsplatzes auf und machten sehr deutlich, dass sie sie beobachteten und jederzeit bereit waren, sie zu verhaften. Der Vorgesetzte meiner Mutter geriet dadurch in Panik und entließ sie nach ein paar Monaten. 

Da sie nun keinen festen Arbeitsplatz mehr hatte, musste sie immer quer durch die ganze Stadt eilen, um verschiedenen Kindern Nachhilfe zu geben, und kam daher oft zu spät, um mich abzuholen. Ich weinte dann im Warteraum der Schule, weil ich mir Sorgen machte, dass sie vielleicht auch im Gefängnis gelandet sein könnte.

 Normalerweise assoziiert man den Verlust der Freiheit mit einem Gefängnis, aber in Festlandchina ist die gesamte Gesellschaft ein großes Gefängnis. Sogar unsere Handys und Internetaktivitäten wurden überwacht. Jedes Mal, wenn ein Polizeifahrzeug in Sicht war, machte ich mir Sorgen, dass es wegen meiner Mutter kam.

Die Institutionen dieses anormalen Staates berauben sogar die Kinder ihrer Fähigkeit und ihres Rechts zu denken und zu wählen. Jeder Erstklässler wird gezwungen, den „Jungen Pionieren“ der Kommunistischen Partei beizutreten und muss schwören, die Partei mit seinem Leben zu verteidigen. Ich habe meiner Mutter gesagt, dass ich nicht zu der Partei gehören möchte, die Falun-Dafa-Praktizierende verletzt und tötet. Aber als meine Mutter mit den Schulbeamten sprach, wurde ihr gesagt, dass ich keine Auszeichnungen oder Anerkennungen erhalten würde, wenn ich nicht Mitglied der Partei wäre. Meine Mutter sagte den Beamten, dass ich alles erhalten sollte, was ich verdiene, und dass es keine politischen Bedingungen geben sollte.

Meine Mutter verteidigte meine Rechte, aber ihre eigenen konnte sie nur schlecht verteidigen. Und meinen Vater konnte sie auch nicht aus dem Gefängnis holen, so sehr sie sich auch bemühte.

Eines Tages holte mich mein Schuldirektor aus dem Unterricht und versuchte, mich unter Druck zu setzen, damit ich meine eigene Mutter wegen „Störung der sozialen Ordnung“ anzeige. Ich war schockiert, aber ich wusste auch, dass er durch die Propaganda und die Gehirnwäsche der staatlichen Medien zu verwirrt war, um zu verstehen, was meine Mutter getan hatte.

Und so lebten wir unter der unzumutbaren Überwachung und Schikane als zerrüttete und verarmte Familie.

Schließlich wurde mein Vater aus dem Lager entlassen, weil sein Blutdruck in die Höhe geschossen war und sie nicht dafür verantwortlich sein wollten, wenn er plötzlich sterben würde. In diesem Moment beschloss meine Mutter, dass wir China verlassen sollten. Im April 2011, als wir wussten, dass wir auf der schwarzen Liste des chinesischen Zolls standen und das Land nicht legal verlassen konnten, fuhren wir mit dem Bus nach Kunming und bezahlten jemanden, der uns aus China nach Myanmar brachte.“

Flucht nach Thailand

„Ein älterer Herr begleitete uns. Wir überquerten die Grenze, indem wir am Rande eines Sumpfes entlanggingen, wo es keine Straßenschilder und keine nennenswerten Einreisepunkte gab. Unser Begleiter sagte uns, wir sollten uns aufteilen, damit wir nicht so sehr auffallen würden. An einer Stelle führte ich meine Mutter versehentlich zu einem falschen Übergang. Als wir schließlich auf meinen Vater trafen, war sein Gesicht knallrot vor Angst. Ich habe ihn noch nie so ängstlich gesehen, nicht einmal, als er mit feindseligen Polizeibeamten konfrontiert wurde.

Er hatte allen Grund zur Angst, denn unsere Familie hätte für immer getrennt werden können.

Wir brauchten etwa sieben Tage, um von China nach Bangkok in Thailand zu gelangen - zu Fuß, mit dem Auto und mit dem Boot. Für uns war es eine sehr schnelle Reise, wenn man bedenkt, dass viele Menschen wochenlang unter großen körperlichen Schwierigkeiten unterwegs waren. Dank vieler gutherziger Menschen und des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge konnten wir 2013 mit legalem Status in die Vereinigten Staaten einreisen.

Wir haben unser Leben riskiert, um aus China herauszukommen, damit wir nicht den Rest unseres Lebens von den bösen Ideologien der Kommunistischen Partei unterdrückt werden und Glaubensfreiheit genießen können.

Ich habe diesen Bericht geschrieben, um auf die anhaltende Verfolgung von Falun-Dafa-Praktizierenden in Festlandchina aufmerksam zu machen. Ich habe ihn geschrieben, um die Welt zu alarmieren, damit wir aus den Lehren der Geschichte lernen und den Holocaust nicht wiederholen. Ich habe für die Kinder in meinem Alter oder sogar jünger geschrieben, von denen viele durch die Verfolgung zu Waisen geworden sind und die unter all dem leiden, was ich berichtet habe, und was unbeschreiblich ist, und werde dies auch weiterhin tun. Und schließlich habe ich für die Millionen von Menschen geschrieben, die sich ein Ende der Verfolgung wünschen, aber unter dem unterdrückerischen kommunistischen Regime Chinas nicht zu Wort kommen.“

 

 

[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.

 

Artikel veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion de.minghui.org

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