Abgemagert und desorientiert nach Untersuchungshaft: Elektroingenieur zu drei Monaten Haft verurteilt

11.09.2023 Körperliche Folter

Als seine Familie Gao Hong kürzlich im Gefängnis der Stadt Jinan in der Provinz Shandong besuchte, stellten sie fest, dass er bis zur Unkenntlichkeit abgemagert war. Er war so schwach, dass er von zwei Wärtern gestützt werden musste. Sein Gesicht war blass und er wirkte verwirrt.

Während des gesamten Besuchs ließ der 55-Jährige den Kopf hängen und sprach nur wenige Worte. Wenn er etwas sagte, fehlte seiner Stimme jede Kraft. Er sagte, dass er seit seiner Überstellung in das Gefängnis am 7. Juni 2023 im Gefängniskrankenhaus untergebracht gewesen sei. Es ist jedoch unklar, welche Art von medizinischer Behandlung er erhalten hat. Die Wärter geben seiner Familie keine Auskunft über seinen Zustand.

Der gelernte Elektroingenieur Gao, der in der Stadt Zibo in der Provinz Shandong zuhause ist, muss wegen seines Glaubens an Falun Dafadrei Jahre Haft absitzen.

Am 29. August 2022 wurde er von Han Junhu und Chang Jiang von der Staatssicherheitsabteilung Qidu festgenommen. Sie fragten ihn, ob er noch Falun Dafa praktiziere, was er bejahte. Das kurze Gespräch wurde auf Video aufgezeichnet und später als Beweismittel gegen ihn verwendet.

Han und Chang ließen Gao bald darauf unter der Auflage Hausarrest frei und legten seinen Fall am 6. September der Staatsanwaltschaft des Bezirks Zichuan vor. Das Bezirksgericht Zichuan verurteilte ihn am 5. Dezember 2022. Am 14. März 2023 wurde Gao wieder in Gewahrsam genommen und im Untersuchungsgefängnis von Zhangdian festgehalten, bevor er am 7. Juni ins Gefängnis verlegt wurde.

Nachdem sein Vater 2018 verstorben war, wurde Gao zum alleinigen Betreuer seiner 85-jährigen Mutter, da seine Schwester in Shanghai lebt und mit chronischen Krankheiten zu kämpfen hat. Seine Mutter leidet seit langem an Bluthochdruck (mit einem systolischen Wert von mehr als 200 mmHg; der Normalbereich liegt bei 120 mmHg) und einer schweren Herzerkrankung. Seit seiner Verhaftung leide sie auch an Harninkontinenz. Sie ist vergesslich und verlässt oft das Haus, ohne einen Schlüssel mitzunehmen. Zweimal vergaß sie, den Gasherd auszuschalten, was beinahe zu einer Katastrophe geführt hätte.

 

Frühere Verfolgung

Im Jahr 1991 erwarb Gao seinen Abschluss an der China University of Petroleum mit dem Hauptfach Automatisierungstechnik und erhielt eine Stelle am Petrochemischen Forschungsinstitut in Qilu. Als Gao die positiven Veränderungen seiner Eltern, die mit dem Praktizieren von Falun Dafa angefangen hatten, erlebte, wandte er sich 1997 ebenfalls dieser Meditationslehre zu. Nach seiner Aussage gewann er dadurch Weisheit, die ihm später mehrere Preise für technologische Entwicklungen bei seiner Arbeit einbrachten.

Der Beginn der Verfolgung im Jahr 1999 brachte eine jähe Wende. Praktisch über Nacht wurden alle Falun-Dafa-Praktizierenden zum Staatsfeind erklärt. Das bekam auch Gao zu spüren. Er wurde am 26. November 2000 festgenommen, weil er Informationsmaterialien über Falun Dafa verteilt hatte. Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung hielten ihn an seinem Arbeitsplatz fest; Polizisten durchsuchten seine Wohnung. Indes sorgten Mitglieder des Parteikomitees von seinem Arbeitsplatz dafür, dass Beamte auf Gao einredeten, um ihn zur Abkehr von Falun Dafa zu überreden. Er weigerte sich.

Am 5. Dezember wurde der Praktizierende in die Haftanstalt des Bezirks Linzi gebracht. 21 Tage später kam er auf Kaution frei. Schon wenige Monate später, am 10. März 2001, wurde Gao erneut an seinem Arbeitsplatz festgenommen. Einen Monat lang unterzogen Beamte ihn einer Gehirnwäsche. Gao wurde rund um die Uhr überwacht und täglich gezwungen, sich Propagandavideos anzusehen, die Falun Dafa diffamierten.

Am 18. Juli 2001 versuchten Polizisten erneut, Gao in Gewahrsam zu nehmen. Als die Beamten zu seiner Wohnung kamen, war er jedoch unterwegs. Die Polizisten durchsuchten die Zimmer und verschwanden wieder. Als Gao und seine Eltern von der Razzia erfuhren, sahen sie sich gezwungen unterzutauchen, um weiterer Verfolgung zu entgehen. Fast ein Jahrzehnt blieben sie ihrer Heimat fern.

Während der Olympischen Spiele 2008 in Peking geriet Gao am 31. Juli in eine Polizeikontrolle, als er gerade auf dem Weg zur Arbeit in die Provinz Hebei war. Die Polizisten durchsuchten seine Tasche und fanden dort Falun-Dafa-Bücher. Abermals wurde Gao verhaftet. Die Beamten brachten ihn zurück in seine Heimatstadt, wo er ins Untersuchungsgefängnis Zibo gesperrt und mehrfach verhört wurde. Die Polizisten wollten den Aufenthaltsort von Gaos Eltern erfahren. Am 26. August 2008 wurde Gao von den Behörden zu zwei Jahren Zwangsarbeit verpflichtet.

Im Zwangsarbeitslager 2 in der Provinz Shandong schlug man Gao zusammen. Ihm wurden die Hände auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt. Sieben Tage und Nächte entzogen die Wärter ihm den Schlaf. Aus Protest trat Gao in den Hungerstreik und weigerte sich, die geforderte Zwangsarbeit zu leisten. Die Wärter reagierten mit verschärfter Verfolgung. Drei Tage lang musste Gao stillstehen. An den folgenden 81 Tagen wurde er gezwungen, jeden Tag von 5:30 Uhr bis 23 Uhr auf einem kleinen Hocker zu sitzen – mit aufrechtem Oberkörper, die Hände auf den Knien. Bei dieser Foltermethode wird das Gesäß der Opfer schnell wund und beginnt zu eitern. Die Schmerzen sind unerträglich, vor allem, wenn die Haut an der Kleidung klebt und abreißt.

Als Gao am 3. Oktober 2009 aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands vorzeitig freigelassen wurde, war er nur noch Haut und Knochen.

 

Gao Hong nach seiner Entlassung aus dem Zwangsarbeitslager 

 

Am 11. Juli 2010 wurde Gao erneut verhaftet. Jemand hatte ihn angezeigt, weil er Informationsmaterialien über Falun Dafa verteilt hatte. 12 Tage blieb er in Gewahrsam. Die Polizisten beschlagnahmten sein Mobiltelefon sowie sein Elektrofahrrad.

Im September 2010 zog Gao mit seinen Eltern zurück in die Heimat. Später gelang es ihm, eine Stelle in einem privaten Unternehmen anzunehmen, sodass er seine Eltern finanziell unterstützen konnte.

Am 15. Juli 2020 fand eine weitere Razzia statt. Gaos Mutter, Liang Zhongxian, war zu diesem Zeitpunkt allein in der gemeinsamen Wohnung. Polizisten behaupteten, sie hätten eine Falun-Dafa-Broschüre in der Nachbarschaft gefunden. Sie vermuteten, dass Liang diese verteilt hatte. Gaos Mutter wurde verhaftet und zum Verhör zur Polizeiwache gebracht. Die Beamten beschlagnahmten Falun-Dafa-Bücher, Computer, Drucker, Tablet und sogar eine Schreibtischlampe.

Als Gao am Nachmittag von der Arbeit nach Hause kam, wurde auch er abgeführt. Bis zum folgenden Nachmittag verhörten die Beamten den Praktizierenden. Aufgrund der Corona-Pandemie kam er nicht in Gewahrsam, sondern erhielt eine Bewährungsfrist von einem Jahr.

 

Früherer Bericht:

Durch Folter im Arbeitslager abgemagert – jetzt erneut zu drei Jahren Haft verurteilt

 

 

 

1Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.

 

Artikel veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion de.Minghui.org

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